Lesezeit 6 Min
Technik

U-Boote im Bauch

Medizinroboter waren bisher eher sperrige Geräte. Nun tüfteln Forscher an winzigen Maschinen, die gezielt im Körper wirken und viele Therapien verbessern sollen.

ETH ZURICH
von
Veronika Szentpétery-Kessler
Lesezeit 6 Min
Technik

Der winzige Roboter müsste eigentlich im zähen Schleim stecken bleiben, der den Magen innen auskleidet. Doch er hat einen Trick auf Lager, den er ausgerechnet dem Schurkenbakterium verdankt, das er später einmal bekämpfen könnte. Genau wie der Magengeschwüre erzeugende Keim Helicobacter pylori nutzt der nur wenige Mikrometer große Roboter das Enzym Urease, um den in der Magenflüssigkeit vorhandenen Harnstoff zu zerlegen. Dabei entsteht Ammoniak, das den pH-Wert des sauren Magenmilieus lokal in die Höhe treibt. Oberhalb eines pH-Werts von fünf bricht das gelartige Netzwerk des Magenschleims zusammen und verflüssigt sich gewissermaßen. Nun kann der Mikroroboter hindurchschwimmen – angetrieben von einem korkenzieherartigen Propeller, der nicht von ungefähr an die Geißel von Bakterien erinnert. Sein Ziel ist die Magenwand, wo er später einmal Wirkstoffe zur Behandlung von Magengeschwüren freisetzen könnte.

So weit ist es noch nicht. Vorerst ging es den Forschern um Peer Fischer und Debora Walker darum, den kleinen Schwimmer fahrtüchtig zu machen. Seine Jungfernfahrt fand im Labor des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart statt, den Magenschleim hatten die Wissenschaftler aus Schweinemägen gewonnen. Dank der Urease-Beschichtung drehte sich die korkenzieherförmige Schiffsschraube fast widerstandsfrei. Sie bestand aus Quarzglas, überzogen mit einer dünnen Nickelschicht. Dadurch wurde der Mikroroboter magnetisch, so lässt er sich…

Jetzt weiterlesen für 0,42 €
Nr. 6/2017