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Im Internet der Tiere

Forscher heften Tieren immer raffiniertere Sensoren und Sender an, um ihnen in die entlegensten Winkel der Welt zu folgen. So sollen Vögel und Fische uns vor Seuchen und Naturkatastrophen warnen.

Targn Pleiades / shutterstock.com
von
Jan Berndorff
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Das Schicksal des Weißen Hais hätte dramatischer kaum sein können. Und australische Forscher waren gewissermaßen live dabei: Sie hatten das drei Meter lange Raubtier, das sie „Alpha“ nannten, mit einem Sender ausgestattet. Sensoren zeichneten Ort, Wassertiefe und Umgebungstemperatur auf. Am 24. Dezember 2003 gegen vier Uhr morgens schwimmt der kerngesunde Hai eine ungewöhnlich lange Strecke sehr schnell, wie bei einer Verfolgungsjagd. Dann stürzt sich Alpha binnen Sekunden einen Kontinentalhang herunter auf eine Tiefe von etwa 580 Metern. Doch statt im kalten Wasser zu sinken, steigt die Temperatur von sieben auf fast 25 Grad. Bei gleichbleibender Wärme bewegt sich der Sender daraufhin sechs Tage lang zwischen 0 und 100 Metern Tiefe, bis er schließlich auftaucht. Vier Monate später fanden die Forscher ihn ausgeblichen am Strand von Bremer Bay in Westaustralien.

Für sie gab es nur eine Erklärung: Alpha selbst war der Gejagte und muss einem größeren Räuber zum Opfer gefallen sein, der den Sender mit verschluckt, in seinem Bauch gewärmt, mit Magensäften gebleicht und später ausgeschieden hat. Nur: Welches Ungetüm sollte einen ausgewachsenen Weißen Hai fressen? An natürlichen Feinden gibt es eigentlich nur den Schwertwal. Doch Orcas tauchen nicht 500 Meter tief. Von großen Haien weiß man, dass sie hin und wieder kleinere erbeuten. Aber ein Drei-Meter-Tier? Die Medien spekulierten wild: Hatte womöglich Megalodon zugeschlagen – ein bis zu 20 Meter langer Riesenhai, der eigentlich vor gut zwei Millionen Jahren ausgestorben sein soll? Der australische Dokumentarfilmer Dave…

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Nr. 8/2015