Lesezeit 7 Min
Technik

Ein Riecher für Parkinson

Joy Milne kann riechen, ob ein Mensch Parkinson hat. Nun hat die Krankenschwester geholfen, einen Atemtest zu entwickeln. Auch bei Krebs können flüchtige Verbindungen im Atem eine frühe Diagnose ermöglichen.

OWLSTONE MEDICAL
von
Veronika Szentpétery-Kessler
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Technik

Joy Milne hat eine außergewöhnlich feine Nase. So gut wie die Schottin riechen sonst nur Hunde. Deshalb fiel vor 34 Jahren auch niemandem sonst der moschusartige Geruch auf, den ihr 33-jähriger Mann Les plötzlich verströmte. Erst als Les zwölf Jahre später beunruhigende Symptome wie Geruchsverlust und Gleichgewichtsstörungen zeigte, wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert. Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung erkannte Joy damals, dass der besondere Geruch ihres Mannes typisch für die Erkrankung war. „Plötzlich rochen ganz viele Menschen wie Les“, erinnert sich die mittlerweile pensionierte Krankenschwester. Sie fragte sich, warum ein so offensichtliches Symptom nicht zur Frühdiagnose genutzt wird.

Tatsächlich gehört Geruchsdiagnostik nicht zum Standardrepertoire der Ärzte, obwohl ältere medizinische Schriften für einige Leiden durchaus typische Gerüche auflisten. So soll der Atem von Zuckerkranken nach Aceton und von Typhuskranken nach backendem Brot riechen. Doch Krankheiten verändern den Atem nicht für alle gut wahrnehmbar. Noch vor 15 Jahren verwiesen Experten bei komplexen Krankheiten wie Krebs die Treffgenauigkeit von Riechexperimenten mit entsprechend trainierten Hunden ins Reich der Mythen.

Das Urteil sollte sich als vorschnell erweisen. Mit einer neuen Generation von empfindlichen Sensoren ändert sich das Bild. „Sie können heute sehr niedrige Konzentrationen der relevanten Verbindungen im Atem nachweisen“, sagt Chemieingenieur Hossam Haick vom…

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Nr. 08/2018