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Verbrechen

Das neue Heroinlabor

Lange hatten nur Profis Zugang zur Gentechnologie. Heute kann jeder zu Hause Erbgut vermehren und verändern. Was passiert, wenn auch Kriminelle diese Möglichkeiten nutzen?

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von
Sascha Karberg
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Verbrechen

So schnell ist ein Szenario selten wahr geworden: Im November 2014 versuchte Edward You am Massachusetts Institute of Technology junge Forscher, die alljährlich zum Gentech-Wettbewerb „iGEM“ ans MIT kommen, für die Risiken der synthetischen Biologie zu sensibilisieren. Was wäre, fragte You, Leiter einer Einheit für „Biological Countermeasures“ der US-Bundespolizei FBI, wenn ihr mit euren Methoden wirklich Erfolg hättet? Wenn es Forschern zum Beispiel gelingen würde, Hefezellen Gene einzusetzen, damit diese Substanzen produziert, die sonst umständlich und teuer aus Schlafmohn gewonnen werden müssen? Ein janusköpfiger Erfolg, denn so könnte man nicht nur Wirkstoffe für Schmerz- und Betäubungsmittel gewinnen, sondern auch Drogen wie Kokain und Heroin einfach und billig herstellen.

Kein Jahr später, im August 2015, ist der Geist tatsächlich aus der Flasche: Christina Smolke von der Stanford-Universität verkündete im Fachblatt „Science“ die Konstruktion ebensolcher Hefestämme, die ein fertiges Opioid-Medikament aus Zucker produzieren können: Hydrocodon, ein dem Codein ähnliches Schmerz- und Hustenmittel. 23 Gene aus Pflanzen, Bakterien, Säugetieren und anderen Hefen hatte Smolkes Team in den letzten zehn Jahren dafür in die gewöhnliche Bierhefe eingebaut (siehe Grafik).

Experten hatten den Durchbruch kommen sehen: Unabhängig voneinander hatten mehrere Forschungsteams in den letzten Monaten Teilschritte der Synthesekette veröffentlicht. Zusammengenommen…

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Nr. 9/2015