Lesezeit 20 Min
Technik

Aufstand der Maschinen

Woher unsere Angst vor künstlicher Intelligenz kommt und wie Informatiker sich auf KIs vorbereiten, die außer Kontrolle geraten.

JACOB ESCOBEDO
von
Paul Ford
und
Wolfgang Stieler
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Technik

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Unsere letzte Erfindung von Paul Ford

Von Puppen und Spielern von Wolfgang Stieler

Unsere letzte Erfindung?

Selbst unter Experten greift die Furcht um sich, dass wir die Kontrolle über die intelligenten Maschinen verlieren. Übertreiben wir nicht ein bisschen?

von Paul Ford

Vor Jahren saß ich beim Kaffee mit einem Freund, der eine Start-up-Firma gegründet hatte. Er war gerade 40 geworden, hatte Rückenschmerzen, sein Vater war krank, und er fühlte sich vom Leben überfordert. „Lach mich nicht aus“, gestand er mir, „aber ich hatte eigentlich auf die Singularität gehofft.“

Mein Freund arbeitete in der Computerbranche. Für ihn war es kein großer Schritt zu glauben, dass Maschinen noch vor Einsetzen seiner Midlife-Crisis intelligenter als Menschen sein würden – ein hypothetischer Meilenstein, den Zukunftsforscher als „Technologische Singularität“ bezeichnen. Eine wohlmeinende Superintelligenz könnte unseren genetischen Code blitzschnell analysieren und dabei womöglich das Geheimnis ewiger Jugend entschlüsseln. Zumindest aber erfände sie sicher ein Mittel gegen Rückenschmerzen.

Doch was, wenn sie nicht so wohlwollend wäre? Nick Bostrom, Philosoph und Direktor des Instituts für die Zukunft der Menschheit an der Universität Oxford, beschreibt in seinem Buch „Superintelligenz“, das eine große Debatte über die Zukunft der künstlichen Intelligenz (KI) losgetreten hat, folgendes Szenario: Stellen Sie sich eine Maschine vor, die vielleicht „Büroklammer-Maximierer“ heißen könnte – sie wäre darauf programmiert, so viele Büroklammern wie möglich herzustellen. Nun nehmen Sie an, diese Maschine würde unglaublich intelligent. Angesichts ihrer einprogrammierten Ziele könnte sie entscheiden, immer neue, effizientere Büroklammer-Herstellungstechniken zu entwickeln, bis sie irgendwann, im Stile von König Midas, die ganze Welt zu Büroklammern verarbeitet hätte.

Kein Problem, könnte man sagen: Man müsste sie einfach programmieren, nach genau einer Million Büroklammern haltzumachen. Aber was, wenn die Maschine beschließt, ihre Arbeit zu überprüfen? Hat sie richtig gezählt? Um wirklich sicherzugehen, muss sie klüger werden. Die superintelligente Maschine entwickelt eine neuartige Computerkomponente – nennen wir sie „Computronium“ –, die alle Zweifelsfälle nachprüft. Doch dabei tauchen immer neue Zweifel auf, bis die ganze Welt zu Computronium umgewandelt wäre – bis auf…

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Nr. 12/2015