Lesezeit 8 Min
Wissen

Armee der Mutanten

Chinesische Mediziner haben erstmals die Genschere CRISPR am Menschen ausprobiert. Der Schritt dürfte die Entwicklung von neuartigen Immuntherapien gegen Krebs deutlich voranbringen.

Mopic / Shutterstock.com
von
Tobias Stolzenberg
Lesezeit 8 Min
Wissen

Doch kein Medizin-Nobelpreis? Nicht wenige Beobachter hatten damit gerechnet, dass die angesehene Auszeichnung 2016 an die Entdecker des Gen-Editiersystems CRISPR-Cas9 gehen würde, das seit 2012 für Begeisterung in der Welt der Wissenschaft sorgt. Doch die Wahl fiel wieder nicht auf CRISPR. Was daran gelegen haben dürfte, dass zwei Gruppen darüber streiten, wem eigentlich die Ehre für die Entdeckung gebührt – unter anderem geht es um Patente und potenzielle Milliardeneinnahmen, sodass sich das Nobelpreis-Komitee offenbar vorerst zurückhalten will.

Der enormen Bedeutung, die das neue Verfahren gerade auch für die Medizin hat, tut das allerdings keinen Abbruch. Und während in den USA, in Großbritannien oder in Deutschland die öffentlichen Debatten um die Technologie noch in vollem Gange sind, haben chinesische Wissenschaftler Ende Oktober 2016 kurzerhand Fakten geschaffen – wieder einmal, möchte man sagen: Im zentralchinesischen Chengdu spritzten sie einem todkranken Krebspatienten genetisch veränderte Immunzellen in den Körper. Verändert mittels CRISPR-Cas9.

Zwar sind die chinesischen Forscher damit die Ersten, die das CRISPR-Verfahren am und im Menschen einsetzen. Doch sie werden nicht die Einzigen bleiben. Auch Carl H. June von der University of Pennsylvania will CRISPR in die klinische Praxis bringen: Anfang 2017 möchte er bei 18 Patienten Zellen entnehmen, mittels Gene Editing modifizieren und dann zurück in den Körper bringen – um dort den Krebs zu…

Jetzt weiterlesen für 0,45 €
Nr. 13/2016