»Langweilig? Einsam? Keine Sekunde. Auch auf langen Törns ist jede Minute ein Abenteuer«
Die schwarze Wolkenwand kommt rasend schnell näher. Grelle Blitze zucken, schlagen teilweise zischend ins Wasser ein, es kracht ohrenbetäubend. Dann fällt heulend die erste Bö mit unglaublicher Gewalt ein.
Mit einem Reff im Groß wird das Boot auf die Seite geworfen, grünes Wasser schießt ins Cockpit. Klemme los, runter mit dem Segel! Doch es kommt nicht. Das Fall hat sich irgendwo am Mast verhakt. Über das Schiebeluk unter der losgeknöpften Sprayhood hindurch krieche ich so schnell ich kann auf allen Vieren über das Kajütdach nach vorn, während der Baum wild mit dem schlagendem Tuch dicht über mir hin- und herpeitscht. Wellen steigen von allen Seiten ein. Panik. Das Segel droht jeden Moment aus den Lieken zu fliegen. Auf meinem Catboot habe ich nur dieses eine und den Außenborder nicht mit. Doch es hält durch, obwohl ich noch zweimal über das Kajütdach des heftig schlingernden Bootes nach vorn muss, bis das Tuch endlich sicher geborgen und gelascht ist.
Wenn es schnell gehen muss – ohne Lifeline
Warum erzähle ich das? Weil ich während des Kampfes um das Segel nicht mit der Sicherheitsleine gesichert war. Leichtsinnig? Im Gegenteil: An der Leine hängend wäre meine Bewegungsfreiheit zu stark eingeschränkt gewesen, was sich – wenn es um Sekunden geht – fatal auswirken kann. Nicht nur, weil dann wertvolle Zeit verloren geht, um Bruch zu verhindern. Sondern während man dabei ist, sich ein- und auszuschäkeln, besteht jedes Mal die Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren und an Deck oder außenbords geschleudert zu werden. Allein schon die vor der Brust baumelnden Schlaufen der…
