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Wirtschaft

„Wir müssen nicht 24 Stunden online sein“

Der Arbeitgeberpräsident ist zu Hause nicht über Handy zu erreichen. Grenzen zu ziehen in der digitalen Arbeitswelt, das sei eine Frage der Selbstdisziplin, sagt er.

von Assenmacher (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
von
Jan Drebes
und
Birgit Marschall
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Wirtschaft

BERLIN Das Segel eines Optimisten-Bootes hängt an der Wand in Ingo Kramers Büro im Haus der Deutschen Wirtschaft. Der 62-jährige Arbeitgeberpräsident, der mit seinen Firmen im fernen Bremerhaven auch Dienstleister für Werften ist, blickt beim Gespräch immer wieder auf die Spree hinunter. Kramer ist Vollblut-Hanseat, auch in Berlin.

Arbeitnehmer sind immer länger krank, psychische Probleme nehmen zu. Verdichten wir die Arbeit zu sehr?

KRAMER Wir nehmen psychische Krankheiten heute einfach deutlicher wahr als vor 20 Jahren. Früher hat man dem weniger Bedeutung beigemessen. Es ist aber im Übrigen völlig falsch, psychische Erkrankungen vorwiegend auf Arbeit zurückzuführen. Wissenschaftliche Studien belegen das Gegenteil: Beschäftigte leiden deutlich seltener an psychischen Erkrankungen als Nichtbeschäftigte. Es gibt sicher Phasen, in denen die Verdichtung der Arbeit zugenommen hat. Für mich ist zum Beispiel das Jahresende mit der Vorweihnachtszeit anstrengender als andere Zeiten. Das heißt aber nicht, dass die Arbeit permanent anstrengender geworden ist. Wenn dem im Einzelfall doch so ist, dann reduziert sich die Arbeitsleistung des Einzelnen, und die Arbeit muss auf mehr Köpfe verteilt werden.

Wir können heute 24 Stunden online sein. Führt das zur Erschöpfung?

KRAMER Aber wir müssen nicht 24 Stunden online sein! Wenn ich nach Hause…

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19.12.2015