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Wirtschaft

„Wir brauchen eine Pflicht zur Altersvorsorge“

Interview mit Clemens Fuest (47), Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung

By Institut der deutschen Wirtschaft Köln [CC BY 2.0], via Wikimedia Co.

MÜNCHEN Clemens Fuest hat eine herausfordernde neue Aufgabe übernommen: Im April trat der 47-jährige Finanzfachmann die Nachfolge von Hans-Werner Sinn an, dem wohl bekanntesten und streitbarsten deutschen Ökonomen, der in den Ruhestand ging. Der neue Chef des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung ist wie Sinn ein Liberaler, doch kommt er sanfter daher, provoziert weniger – und könnte daher mindestens so einflussreich werden wie sein Vorgänger.

Muss sich bald jeder Dritte vor Altersarmut fürchten, weil die Zinsen so lange so niedrig sind?

FUEST Derzeit ist Altersarmut die Ausnahme in Deutschland, aber das kann sich ändern, weil die Leistungen aus der umlagefinanzierten Rente sinken. Problemgruppen sind Menschen mit sehr niedrigen Löhnen, mit unterbrochenen Erwerbsbiografien und die vielen kleinen Selbstständigen.

Sollte es deswegen obligatorisch werden, dass Menschen privat und im Betrieb fürs Alter vorsorgen?

FUEST Ja. Es sollte eine Pflicht für Jedermann geben nachzuweisen, dass er für das Alter vorsorgt. Wenn sich die Politik dazu nicht durchringen will, dann sollte sie sich für die Opt-Out-Regel entscheiden: Zumindest abhängig Beschäftigte sollten automatisch eine betriebliche Altersrente aufbauen. Sie müssen selbst aktiv widersprechen, wenn sie das nicht wollen. Erfahrungsgemäß machen die meisten Leute dann mit.

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14.05.2016