Lesezeit 5 Min
Politik

Union benimmt sich wie die SPD

Die Flüchtlingskrise stellt die Union auf eine harte Probe; die Kritik an der Kanzlerin erreicht bisher unbekannte Schärfe. Wegen Merkel kamen viele Parteifreunde in den Bundestag – wegen Merkel droht ihnen nun der Mandatsverlust.

Cyril Hou / Shutterstock.com
von
Birgit Marschall
,
Gregor Mayntz
und
Eva Quadbeck
Lesezeit 5 Min
Politik

BERLIN Möglicher weise war es der nahende CSU-Parteitag, der Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) an die Berge hat denken lassen und ihn zur Metapher mit der Lawine bewogen hat. In Bayern jedenfalls wird man sich über den Vergleich und die damit verbundene scharfe Kritik an der Kanzlerin gefreut haben. „Lawinen kann man auslösen, wenn irgendein etwas unvorsichtiger Skifahrer an den Hang geht“, hatte Schäuble erklärt. Mit dem unvorsichtigen Skifahrer meinte er ganz offensichtlich die Kanzlerin, die sich im wahren Leben allenfalls Langlaufski unterschnallt, mit denen man eigentlich keine Lawinen in Gang setzt.

Schäuble beließ es nicht beim Bild der Lawine, sondern fügte noch hinzu, dass er nicht wisse, ob die Lawine schon im Tal sei oder noch im oberen Drittel stecke. Schäuble ist der Mann mit der höchsten Autorität in der Partei. Für diejenigen, die die CDU auch künftig mit den Attributen „Recht und Ordnung“ verbunden haben wollen, ist er in eine Schlüsselrolle gerückt. Er ist zum Hoffnungsträger für jene Parteimitglieder geworden, die es nicht akzeptieren, dass die Regierung derzeit nicht weiß, wie viele Flüchtlinge im Land leben und wie viele in den nächsten Monaten und Jahren noch kommen werden. Anfang September war Merkel, die harte Euro-Retterin, plötzlich das menschliche Antlitz Europas. Sie hatte Anfang September Tausende in Ungarn festsitzende Flüchtlinge nach Deutschland einreisen lassen. Seitdem ist der Zustrom nicht mehr abgerissen…

Jetzt weiterlesen für 0,41 €
14.11.2015