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Gesellschaft

Karriere der Sawsan Chebli

Sie ist als palästinensisches Flüchtlingskind in Berlin aufgewachsen – jahrelang war sie nur geduldet. Heute ist sie Sprecherin des Außenministers. Die Geschichte einer erfolgreichen Integration.

By Puppeteer at German Wikipedia (Nils Tubbesing) (Own work) [CC BY-SA 2.0 de], via Wikimedia Commons
von
Dorothee Krings
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Gesellschaft

Manchmal wird sie noch für die Übersetzerin gehalten. Dann wundern sich die Gastgeber, wenn Sawsan Chebli am Verhandlungstisch Platz nimmt, neben Frank-Walter Steinmeier, dem deutschen Außenminister, ihrem Chef. Die zierliche junge Frau ist zweite Sprecherin des höchsten deutschen Diplomaten. Und wenn er in anderen Ländern deutsche Interessen vertritt, wenn er im Ukraine-Konflikt vermittelt oder in den Krisenregionen des Nahen Ostens nach Verhandlungswegen sucht, ist sie dabei. Am Puls der Zeit – ein Traumjob für eine junge Politologin. Erst recht für eine, die 15 Jahre ihres Lebens staatenlos gewesen ist.

Sawsan Chebli (35) ist als Flüchtlingskind mit palästinensischen Wurzeln im Berliner Arbeiterviertel Moabit aufgewachsen. Raues Pflaster. Im Berliner Sozialbericht läuft Moabit unter Problemkiez, hohe Arbeitslosigkeit, verbreitete Kinderarmut, das bekannteste Gebäude des Stadtteils ist das Gefängnis. Chebli hat sechs Brüder und sechs Schwestern, die Familie kam aus einem Flüchtlingslager im Libanon nach Deutschland, war jahrelang nur geduldet. Abschiebung jederzeit möglich. So musste sich die Großfamilie einrichten mit der Angst.

„Die Ungewissheit war das Schlimmste“, hat Chebli einmal gesagt. Dass sie es aus den prekären Verhältnissen einer wenig willkommenen Flüchtlingsfamilie ins Außenministerium geschafft hat, ist ein Wunder – ein Ereignis gegen alle Wahrscheinlichkeit. Darum wird sie manchmal in Sendungen eingeladen, in denen es um Integration…

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05.12.2015