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Politik

Frankreichs Provinz fühlt sich vergessen

Emmanuel Macron hat ein Jahr nach seiner Wahl eine Charmeoffensive bei der Landbevölkerung gestartet. Doch auch wenn die Arbeitslosigkeit zurückgeht, herrscht dort kein Optimismus.

hbieser / pixabay.com
von
Christine Longin
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Saint-Dié-des-Vosges Als der Name Emmanuel Macron fällt, holt Helder Goncalves sein Smartphone heraus und wischt über die Oberfläche. Nach wenigen Sekunden hat der Tabakhändler und Sohn portugiesischer Einwanderer gefunden, was er sucht: ein Foto, das seine Frau mit dem Präsidenten zeigt. Aufgenommen vor gut zwei Wochen, als Macron Saint-Dié-des-Vosges besuchte. Vor dem „Le Lutetia“, dem Laden von Goncalves, begann Macron seine Tour durch die einzige Einkaufsstraße des Ortes, 80 Kilometer westlich von Straßburg. Rot-weiße Schilder mit der Aufschrift „Zu verkaufen“ hängen in den Fenstern, denn die 21.000-Einwohner-Stadt ist wie viele andere in der Region ein Opfer des Niedergangs der Industrie. Auch deshalb hatte der Elysée Saint-Dié ausgesucht: Der Besuch sollte zeigen, dass Macron sich um die Nöte der Menschen auf dem Land kümmert und nicht nur ein Präsident der Reichen ist, wie die linke Opposition ihm vorwirft.

Drei Tage lang bereiste der frühere Wirtschaftsminister die Vogesen, wo die Arbeitslosigkeit hoch und der rechtspopulistische Front National (FN) stark ist. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen vor einem Jahr gewann FN-Chefin Marine Le Pen in Saint-Dié vor Macron, der dann aber die Stichwahl mit 63 Prozent für sich entschied. Doch hier auf dem Land hat der einstige Investmentbanker nicht dieselbe Anziehungskraft wie in den großen Städten, die am 7. Mai 2017 massiv für ihn stimmten. „Seine Rede von neuen Technologien und…

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05.05.2018