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Politik

Die leise Mitte

Rechtspopulistische Stimmen werden lauter, doch die Mehrheit der Deutschen findet immer noch gut, dass das Land Flüchtlinge aufgenommen hat. Das Problem: Die Lager streiten nicht miteinander, sondern radikalisieren sich.

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von
Dorothee Krings
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DÜSSELDORF Es gibt sie natürlich noch: Menschen, die in ihrer Freizeit Flüchtlingen Deutsch beibringen, sie zu Ämtern begleiten, Jugendtreffen organisieren, Spenden für Schwimmkurse sammeln – und die vielen nicht vergessen, die noch immer in Containerdörfern wohnen und auf ihr Asylverfahren in Deutschland warten. Und so sollte man sich an 2016 nicht nur als das Jahr erinnern, in dem die Flüchtlingsdebatte die Mitte der Gesellschaft auseinandertrieb, radikale Positionen laut wurden und eine Partei wie die AfD stark. Sondern auch als das Jahr, in dem sich soziales Engagement bewährte, in dem all die privaten Initiativen langen Atem bewiesen, durch die Gastfreundschaft in Deutschland eine neue Qualität gewonnen hat. Eine neue Verbindlichkeit. Allen Anfeindungen, aller Häme, allen berechtigten Bedenken zum Trotz.

Doch vor Gefahren zu warnen, war für den Menschen schon immer dringlicher, als sich nette Geschichten zu erzählen. Und so war in den vergangenen Monaten viel von Ängsten die Rede, von Radikalisierung und Enthemmung, vom Zerbröseln des Kitts, der die deutsche Gesellschaft bisher vergleichsweise verlässlich zusammengehalten hat. Da war die Wahl Donald Trumps zum nächsten Präsidenten der USA nach einem politischen Kampf, der von Aggressionen getragen wurde, nur der vorläufig letzte Beweis für die Macht des Populismus. Seit dieser Wahl scheint alles möglich – auch in Deutschland.

Doch Studien wie die gerade erschienene Erhebung „…

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25.11.2016