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Kultur

Das Jahr der Regisseurinnen

Maren Ade und Maria Schrader haben 2016 starke Filme vorgelegt und sind nun beide im Oscar-Rennen. Dabei tun sich Frauen im Fach Regie weiter schwer: 2015 stammten nur etwa 16 Prozent der Kinofilme von Filmemacherinnen.

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von
Dorothee Krings
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DÜSSELDORF Die eine erzählt von einer jungen Frau, gestresste Unternehmensberaterin, deren Vater sich falsche Zähne in den Mund schiebt, eine lächerliche Pudelperücke aufsetzt und bei Meetings auftaucht, um der Tochter die Leere ihres Lebens vorzuführen. Die andere Regisseurin folgt dem Schriftsteller Stefan Zweig ins Exil: Brasilien, New York, wieder Brasilien. Sie porträtiert einen Schriftsteller, der vor den Nazis ins Ausland flieht, Künstler bleiben will und schließlich doch am Ausmaß der Barbarei in seiner Heimat zerbricht.

Zwei Filme zur Zeit, die von Entfremdung, Ohnmacht, dem Versuch des richtigen Lebens im falschen erzählen – eigenwillig in der Stoffwahl, markant in der Erzählweise. Maren Ade legt mit „Toni Erdmann“ eine psychologisch genaue Komödie mit tragischen Momenten vor. Maria Schrader wagt mit „Vor der Morgenröte“ ein wortlastiges Biopic, das dem Zuschauer vor üppiger Kulisse lange, tiefgründige Dialoge zumutet. Solche Arbeiten passen nicht in gängige Förderrichtlinien und sind ein Risiko für jeden Produzenten. Doch die beiden Frauen haben keine Kompromisse gemacht, haben Jahre an ihren Projekten festgehalten, ihre künstlerischen Visionen durchgesetzt – und hatten am Ende auch kommerziellen Erfolg: Etwa 700.000 Menschen haben „Toni Erdmann“ gesehen, auch „Vor der Morgenröte“ knackte die magische 200.000 Marke – und das mit einem historischen Stoff aus der Nazi-Zeit. Beide Regisseurinnen sind nun sogar Konkurrentinnen um die…

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16.11.2016