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Auf der Zielgeraden zum Designer-Baby

Britische Wissenschaftler dürfen das Erbgut menschlicher Embryonen verändern – ausschließlich zu Forschungszwecken, heißt es.

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von
Rainer Kurlemann
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LONDON Der Herbst 2016 wird in die Geschichtsbücher der Wissenschaft eingehen. In wenigen Monaten wird eine Gruppe britischer Forscher das Erbgut menschlicher Embryos für Forschungszwecke verändern. Die Wissenschaftler des Francis-Crick-Instituts haben dafür die Genehmigung der britischen Behörden erhalten. Ihr Projekt ist umstritten. Die Befürworter feiern die Experimente in London als Auftakt einer modernen Form der Evolution. Der Mensch ist die erste Spezies, die die Grundlage ihrer Existenz verstehen kann. Er nimmt sein Schicksal in die eigene Hand und beseitigt Schwächen und Krankheiten, die seinen Genen innewohnen. Die Gegner denken eher an Frankenstein. Für sie mutiert die Gentechnik im 21. Jahrhundert zum Werkzeug für die Erschaffung des Kunstmenschen – das unaufhaltsame Streben nach Perfektion, dem das Verständnis für Abweichungen fehlt.

Bisher blieb die Diskussion über den gentechnisch designten Menschen eine sehr theoretische Veranstaltung. Die Kenntnisse über das menschliche Erbgut waren dürftig, die Werkzeuge für Veränderungen in den Genen nur grobschlächtig. Doch die Situation hat sich verändert. Großrechner erweitern Schritt für Schritt das Verständnis um die Rolle einzelner Gene des Menschen.

Seit ein paar Jahren begeistert die Biologen ein mikrobiologisches Verfahren namens CRISPR/Cas9. Damit können die Genforscher einzelne Bausteine in der DNA so präzise bearbeiten, als tauschten sie mit einer Textverarbeitung in…

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06.02.2016