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Vom Nutzen des Nichtstuns

Was sind wir wieder busy. Pause? Machen wir, wenn wir mit allem anderen fertig sind. Aber das sind wir natürlich nie. Dabei lebt man nicht nur gesünder, man ist sogar produktiver, wenn man sich regelmäßig ausruht. Und sich dazwischen aufs Wesentliche besinnt

ERIC VAN DEN ELSEN
von
Janneke Gieles
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London im Zweiten Weltkrieg, die Invasion Nordafrikas musste dringend geplant werden. Und was tat US-Generalleutnant Dwight D. Eisenhower, der sich darum kümmern sollte? Er zog sich, so oft es nur ging, aufs Land zurück. Spielte dort Golf und Bridge, las Western, unternahm lange Spaziergänge und versuchte, an alles zu denken, nur nicht an seinen Job. Klingt im ersten Moment ganz schön leichtsinnig: Cowboygeschichten lesen, während die Welt auf dich zählt. Aber es war das Beste, was er tun konnte. Denn als Eisenhower, frisch befördert, im Sommer 1942 nach London kam, erwartete ihn dort Chaos – und ein Haufen Aufgaben. Schon bald arbeitete er 15 bis 18 Stunden am Tag, nachts kam er nicht zur Ruhe, seine Gedanken kreisten und kreisten. Hinzu kam, dass in seinem Hotel auch britische Minister und hohe Militärs untergebracht waren, er der Arbeit somit nirgends entgehen konnte.

Daher tat er etwas Gewagtes – und verordnete sich selbst Ruhe, indem er immer wieder abtauchte, in ein Cottage im Wald. Gerade durch diesen Abstand konnte er einen kühlen Kopf bewahren und vernünftige Entscheidungen treffen; mitten in diesem irren Krieg, der um ihn herum wütete. Diese Weitsicht und Planungsstärke machten Eisenhower berühmt und später sogar zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Lang und hart ackern: Das scheint das Erfolgsrezept zu sein, wenn man etwas erreichen will. Nur wer sich durchbeißt, kommt ans Ziel, sagt man auch. Ist viel los, legen wir eben noch einen Zahn zu. Wir verlängern unsere Arbeitstage, um noch mehr abhaken zu können. Auch zu Hause hetzen wir von einer Aufgabe zur nächsten – von der Kinderbetreuung in die Stadt, an den Computer, dann zur Werkstatt und in den Supermarkt, ach ja, die Wäsche noch. Wir gehen später schlafen, damit wir noch mehr in den Tag stopfen können. Und manchmal arbeiten wir sogar bis tief in die Nacht, um dieses eine Projekt,…

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Nr. 6/2017