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Selbst-Sabotage

Ob sie Arbeit vor sich herschieben oder sich immer in die Falschen verlieben: Viele Menschen stehen sich selbst im Weg. Sie auch? Woran es liegt und was dagegen hilft

ERIC VAN DEN ELSEN
von
Saskia Decorte
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Eigentlich hätte es das Jahr ihres Lebens sein müssen. Als Creative Director bei einer großen Werbeagentur hatte Jennifer mit einer Anzeigenkampagne einen wichtigen Preis gewonnen. Sie wurde mit Jobangeboten überhäuft und bekam eine ansehnliche Gehaltserhöhung. Doch statt zufrieden zu sein, bekam Jennifer es mit der Angst zu tun. Was, wenn ihr nie wieder eine so gute Kampagne einfallen würde?

Immer öfter erschien sie nicht zur Arbeit, bis sie schließlich tagelang zu Hause blieb. Im Schlafanzug. „Sollte ich in der nächsten Zeit keine Preise mehr gewinnen, ist hoffentlich allen klar, dass es nur an meiner Depression liegt“, sagte sie zu ihrem Therapeuten. „Ohne sie wäre ich für alle eine Versagerin, die nichts hinkriegt – aber mit Depression bin ich ein Erfolg, der nur in der Warteschleife hängt.“

Dieser Therapeut war Steven Berglas, damals Dozent für Psychiatrie an der Harvard Medical School und heute Management-Coach in Los Angeles. Jennifers Verhalten kam ihm bekannt vor. Hatte er doch selbst einst aus gerechnet an dem Abend vor einem wichtigen Uni-Zulassungsexamen, bei dem man Spitzenergebnisse von ihm erwartete, erstmals mit Drogen experimentiert. „Zum Glück habe ich es trotzdem nach Harvard geschafft“, erzählt Berglas am Telefon. „Und als ich dort als Doktorand arbeitete, brachte mich dieses Drogenexperiment auf die Idee mit der Selbstsabotage.“ Der Gedanke dahinter: Man macht sich unbewusst selbst das Leben schwer, damit man nachher den…

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Nr. 1/2016