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„Emotionen sind nicht wie das Wetter“

Man kann sie durchaus stark beeinflussen, sagt Barbara Fredrickson, Bestsellerautorin und Professorin für Psychologie. Daher lohnt die Mühe, sich täglich in guten Gefühlen zu üben. „Sie sind für unsere Gesundheit genauso wichtig wie Obst und Gemüse“

JEFF CHAPPELL
von
Janneke Gieles
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Meine Mittagspause mit den Kollegen hat etwas länger gedauert“, entschuldigt sich Barbara Fredrickson, als sie fast eine halbe Stunde zu spät zum Interview erscheint. Seit die Amerikanerin in einer Studie bewiesen hat, dass diese glücklicher und gesünder machen, steckt sie bewusst Zeit in Aktivitäten, die ihr ein gutes Gefühl geben, wie ein gemeinsames Essen eben.

Doch dann widmet sie dem Gespräch ihre volle Aufmerksamkeit. Sie lächelt viel, sucht sorgfältig nach den richtigen Worten. Fredrickson ist eine Vordenkerin: Schon Anfang der 90er erforschte sie positive Emotionen, zehn Jahre bevor die Positive Psychologie in Mode kam. „Aber es war sehr schwierig, meine Studie irgendwo zu veröffentlichen, weil sich keiner dafür interessierte.“ Zu jener Zeit hielt man Emotionen noch für nicht messbar und nicht relevant. Die wenigen Emotionsforscher, die es gab, konzentrierten sich auf negative Gefühle wie Angst, Wut und Trauer. „Ich wunderte mich, dass niemand wissen wollte, warum wir fröhlich sind und uns wohlfühlen. Dieses unerforschte Gebiet zog mich an, es war wie ein intellektuelles Puzzle für mich.“

Von negativen Emotionen wie Angst, Wut und Ekel wissen wir, dass sie unseren Fokus verengen, damit wir uns auf das konzentrieren können, was uns in diesem Moment bedroht. Brennt unser Haus, denken wir nicht lange nach, sondern flüchten. Positive Emotionen wie Liebe, Freude, Stolz, Hoffnung und Dankbarkeit dagegen erweitern unsere Aufmerksamkeit, entdeckte…

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Nr. 2/2017