Lesezeit 13 Min
Wissen

Anders denken

Die Kraft des Nonkonformismus

ERIC VAN ELSEN
von
Anne Pek
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Wir alle wollen dazugehören. Kein Wunder also, dass die meisten Menschen sich reibungslos anpassen. Aber jede Gruppe braucht ein paar Eigenwillige – um Neues zu entdecken, sich weiterzuentwickeln. Sind auch Sie anders als der Rest?

Es war schon spät, unsere Fähre konnte jeden Moment ablegen. Also hasteten wir mit unseren Einkäufen durch das Städtchen, in dem wir Urlaub machten. Vorbei an Straßencafés voller Touristen, Bänken mit Einheimischen, dem Mann, der mit Schaum vor dem Mund auf dem Gehweg lag.

Der Mann, der mit Schaum vor dem Mund auf dem Gehweg lag? Die Tasche an meinem Arm schaukelte wild, als ich stehen blieb. Ja, dort lag ein Mann mit Schaum vor dem Mund. Er schaute mich benommen an. Hier musste etwas getan werden! Nur wie sagt man „Was ist los?“ auf Portugiesisch? Ich stellte meine Einkäufe ab und kniete mich neben ihn. Ich vermutete, er müsste in die stabile Seitenlage gebracht werden, und rollte ihn vorsichtig auf die Seite. Aber das war nicht, was der Mann wollte. Er fuchtelte mit den Armen und sagte etwas, was, glaube ich, auch für Portugiesen unverständlich war.

Inzwischen waren mein Mann und meine Tochter zurückgelaufen und hatten auch ihre Sachen abgestellt. Milch und Hackfleisch in der prallen Sonne. „Ich glaube, der will in Ruhe gelassen werden“, meinte mein Mann. „Wir verpassen die Fähre“, sagte meine Teenager-Tochter. Ein Portugiese stellte sich neben uns. „Lassen Sie ihn nur“, sagte er in gebrochenem Englisch, „der liegt hier oft so.“ Ein weiterer Portugiese kam hinzu. „Er trinkt. Seine Brüder wohnen dort.“ Sie zeigten auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dort stand eine Gruppe Männer und schaute zu. „Lass uns gehen, Mama“, bettelte meine Tochter. Inzwischen genierte auch ich mich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.…

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Nr. 3/2017