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Wirtschaft

Das unstete Leben der Tandalé

Ein kleines Fischerboot an Westafrikas Küste macht wechselvolle Zeiten mit. Gestiftet wird es von einer Europäerin, gebaut wird es in Gambia, genutzt wird es von Fischern im Senegal

Kirsz Marcin/shutterstock.com
von
Zora del Buono
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Es ist dies eine kleine Geschichte über einen Freundschaftsdienst, über Hilfe zur Selbsthilfe, über die globalen Ungerechtigkeiten und den Willen, etwas dagegen zu unternehmen. Es geht um wenig Geld und viel Zukunft, um eine Europäerin, einen Senegalesen, ein Dutzend seiner Freunde und deren Familien. In allererster Linie aber handelt diese Geschichte von „Tandalé“.

Bevor „Tandalé“ zu dem wurde, was sie heute ist, war sie ein Baum. Der Baum stand in Gambia, jenem schmalen westafrikanischen Land, das sich tief ins Landesinnere dem Gambiafluss entlangschlängelt, die kleinste Nation des Kontinents, auf drei Seiten umschlossen vom 20-mal größeren Senegal. Die Küstenlinie ist kurz, nur 80 Kilometer, aber bei einem Land, dessen Ausmaße so gering sind, sind auch 80 Kilometer viel. Denn sie bedeuten für die Bevölkerung Zugang zu Nahrung, den Weg zum Fisch.

Der Baum, der dereinst das Boot „Tandalé“ werden wird, wächst eher in zerbröckelten Muscheln als in Erde, als die deutsche Fotografin im Sommer 2005 kommt, um den jungen Fischer Lamin Yai, seine Freunde und ihre Familien zu porträtieren, Menschen, die sie schon drei Jahre zuvor kennengelernt hatte. 

Das Bild, das sich ihr in diesem Sommer darstellt, ist ein anderes als bei der ersten Begegnung. Keine Männer ziehen Fische aus dem Wasser, alle sitzen herum, rauchen, haben nichts zu tun. Der Kapitän der kleinen Flotte aus Einbaumbooten hat es nicht mehr nötig zu arbeiten, sein Bruder lebt...

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No. 68 - Juni/Juli 2008