Herr Blau oder Ein guter Ort, um sich zu sehnen
Einmal sagte Herr Blau etwas. Und während er es sagte, ahnte er, dass es nicht verstanden würde. Und er sagte es dann so, dass er selbst es nicht mehr verstand. Mehr konnte Herr Blau nun wirklich nicht tun.
Wolfgang Denkel
Geboren und noch nicht gestorben
Im nächsten Leben heißt er Torben
Es sei denn, er wird abgeworben
Buchveröffentlichungen:
Ja. Nein. Ja. (Roman, 2008)
Eines geeigneten Tages (Erzählungen, 2010)
Herr Blau und die Menschen
Wenn Herr Blau unter die Menschen ging, kamen sie ihm zuweilen bis zum Erstaunen ähnlich vor. Und er fragte sich, ob sie sich nicht zu einer Person zusammenfinden, ob sie nicht einen Körper bilden könnten. Den frei werdenden Raum, könnte man bepflanzen, mit Eiben und Atlaszedern, oder Gelbklee und Labkraut, oder Ehrenpreis und Himmelsschlüssel. Dachte Herr Blau.
Herr Blau und der Regen
Herr Blau hatte früher den Regen geliebt. Seit er jedoch dort wohnte, wo der Regen üblich war, liebte er ihn nicht mehr. Liebe war also, dachte Herr Blau, auf Seltenheit angewiesen. Doch was selten geschah, das wusste Herr Blau, gehörte gar nicht richtig zum Leben. Ein Leben war gemacht aus dem, was oft oder was dauernd geschah; und das war es auch, was man liebte, sogar wenn man es gar nicht merkte. Auf dies beides also war Liebe angewiesen: auf Seltenheit und auf Häufigkeit. Soviel wusste Herr Blau.