Über den Autor:
Jörg Albrecht, geboren 1981 in Bonn, aufgewachsen in Dortmund, lebt in Berlin. Er schreibt Prosa, Theatertexte, Hörspiele und Essays. Zusammen mit Steffen Klewar gründete er 2007 das Theaterkollektiv copy & waste.
Der Autor im Internet: http://copyandwaste.de
An einem Maimorgen des Jahres 2004 kam ein junger Unternehmensberater namens Kurt Wolfaugen, der gerade an einer inter- nationalen Business-Hochschule abgeschlossen hatte, aber schon seit Jahren Firmen beriet, in der chinesischen Autostadt Anting an. Eine Delegation aus vier chinesischen Damen begrüßte ihn auf Chinesisch, und während sie ihn zum Lift brachten, beugte sich eine der Damen zu ihm herunter und sagte: Passen gut zu Autostadt, mit Rollstuhl! Wolfaugen, der die Tricks des Consulting aus dem Effeff_ beherrschte, passte sich in Stimmlage und Atemrhythmus sofort den vier Damen an, deren Stimmlage und Atemrhythmus wiederum schon längst aufeinander abgestimmt waren. Ob das eher dem kommunistischen oder dem kapitalistischen Teil ihres Lebens geschuldet war, wer wusste es schon? Minuten später saß ihm das ratlose Komitee gegenüber, zum Glück nicht das Zentralkomitee, sondern das für Citymarketing in Anting. Willkomme, Herr Wolfaugen, sprach nun das Komitee, doch da die Abendsonne ihn blendete, sah er nicht genau, wer eigentlich. Wir habe Sie gerufen, um zu untersuche die Swierigkeiten in German Town, und beseitige! In der ganzen Welt waren die Chinesen berüchtigt für ihre Sucht nach Kopieren. Die machte auch vor Städten längst nicht mehr halt. Nach Thames Town im viktorianische Stil und Holland Town mit Windmühle und Backsteingebäuden nun: German Town. Doch niemand wollte dort wohnen, es schien eine Art Widerstand der Bevölkerung zu geben, warum? Waren die Auseinandersetzungen der politischen Systeme noch so tief verwurzelt? Waren die in die Gebäude eingegangen deutschen…
