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Kultur

Ist Schreiben unbedeutend?

Die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev überlebte einen Bombenanschlag

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von
Simone Scharbert
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Im neuen Roman „Schmerz“ der israelischen Bestsellerautorin Zeruya Shalev geht es um familiäre Beziehungen, persönliche Handlungsspielräume und die Frage, was Schmerz für unsere Leben bedeuten kann.

Zeruya Shalev hat es wieder geschafft. Sie hat nach ihrem letzten Roman „Für den Rest des Lebens“ erneut ein Buch geschrieben, das man manchmal kurz aus der Hand legen muss. Weglegen muss, um kurz Luft zu holen, nachzudenken. Um sich daran zu erinnern, dass das alles nur Fiktion und nicht die eigene Gegenwart ist. Die israelische Bestsellerautorin nimmt einen auch dieses Mal nahezu erbarmungslos mit auf die Reise ins Innere ihrer Protagonisten. Dass sie es dabei schafft, grundsätzliche Alltags- und Beziehungsprobleme so treffend und charakteristisch in Szene zu setzen, ist nur eine der großen Qualitäten Zeruya Shalevs als Erzählerin. In Siri Hustvedts Roman „Später Sommer“ heißt dieses familiäre Prinzip „Risse aushalten“ und bildet die inhaltliche Struktur ab. „Risse aushalten“, das betrifft Beziehungen zwischen Frau und Mann genauso wie zwischen Mutter und Tochter oder auch Fragen der eigenen Identität. Bei Zeruya Shalev kommen oft die existenziellen Abgründe einer Entscheidung hinzu. Entscheidungen, die bereits Vergangenheit sind, aber die Gegenwart auf den Kopf stellen. Oder Entscheidungen, die Zeruya Shalevs Protagonisten in innere Zweifel und Dilemmata versinken lassen. Und immer auch ihr sprachliches Äquivalent finden. Es sind Sätze wie „ihr Leben strömt wie…

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Nr. 1/2016