Lesezeit 15 Min
Philosophie

Tötet nicht den Boten!

Macht euch lieber bewusst, was ihr von den »Medien« erwarten könnt – und was nicht. In Zeiten der Informationsflut auf allen Kanälen ist das wichtiger denn je. Ebenso wie die Frage zu stellen, wie wir heute gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen können.

Engin_Akyurt / pixabay.com
von
Thomas Vašek
und
Maja Beckers
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Philosophie

Dass dieser Artikel hier steht, hat im Wesentlichen drei Motive: Das erste ist die Überzeugung, dass es sich bei dem Medien-Thema um ein relevantes Thema handelt, das für eine demokratische Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Das zweite Motiv ist das Interesse der Autoren am Thema Medien, nicht zuletzt aus professioneller und persönlicher Anteilnahme an der Zukunft der Branche. Das dritte schließlich ist die Hoffnung, dass dieser Artikel Sie dazu bewegen wird, weiterhin HOHE LUFT zu kaufen, womöglich ein Abonnement abzuschließen und möglichst vielen Freunden und Bekannten, offline und online, davon zu erzählen. Alle drei Motive stehen in einem Spannungsfeld, das etwas mit der komplizierten Lage zu tun hat, in der sich die »Medien« heute befinden.

Wir leben bekanntlich in einer Mediengesellschaft. Permanent werden wir überflutet von Informationen, Inhalten und Meinungen aus allen erdenklichen Richtungen, über alle möglichen Kanäle. An der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der »Medien« zweifelt niemand. Medien beeinflussen politische Debatten, sie prägen gesellschaftliche Trends, sie bestimmen unser Bild der Realität.

Die omnipräsente Macht der Medien weckt bei vielen Misstrauen. Es gebe die Tendenz zur »Generalschuldzuweisung« an die Medien, meint etwa der Blogger Sascha Lobo auf »Spiegel online«. Die einen fühlen sich schlicht belogen und manipuliert von der »Lügenpresse«; für die anderen sind die Medien schuld am Aufstieg der AfD. Der gemeinsame Nenner besteht in der Tendenz, die Medien für alles Übel der Welt verantwortlich zu machen; Lobo nennt das »Mediennihilismus«.

Die Schwierigkeiten der heutigen Mediendebatte beginnen schon bei der Frage, was Medien überhaupt sind. Ein »Medium« (aus dem Lateinischen für: Mitte) ist zunächst einmal ein »Vermittelndes« in einem ganz allgemeinen Sinn. Medien haben also mit Kommunikation zu tun, mit dem Austausch von Informationen. Licht ist ebenso ein Medium wie Sprache oder Geld. Als »Medium« bezeichnete man lange eine Person…

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Nr. 1/2018