Lesezeit 8 Min
Gesellschaft

„Lass das und sitz gerade, Georg Wilhelm Friedrich!“

Ob es uns gefällt oder nicht: Erziehung ist immer auch die Vermittlung von Werten. Das heißt aber nicht, dass es rigide zugehen muss. Eltern können ihre Kinder auch dazu befähigen, ihre eigenen Überzeugungen zu entdecken.

"MaxMoritz". Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
von
Tobias Hürter
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Gesellschaft

Werteerziehung – das klingt wie ein Wort aus der muffigen Vergangenheit der Pädagogik, nach Autorität, Rohrstock, Befehl und Gehorsam. Nach etwas, das man seit den späten 60ern lieber vermeidet. Heute soll es nicht mehr darum gehen, den Zöglingen Werte einzutrichtern. Die Vordenker der antiautoritären Erziehung gingen vom Rousseau’schen Ideal aus, dass der Mensch von Natur aus gut sei und diese Natur am besten ungestört gedeihe. »Wachsen lassen« lautete der Slogan. Die Kinder sollen sich in Freiheit selbst entfalten können. Und das ist richtig – auch wenn die antiautoritäre Erziehung längst aus der Mode ist.

Und dennoch geht nichts ohne Werte in der Erziehung. Was tut man eigentlich, wenn man ein Kind erzieht? Auf alle Fälle beeinflusst man es. Man drängt ihm Ideen und Praktiken auf, die es nicht von sich aus hat. Kinder versuchen sich in der Welt zurechtzufinden. Sie suchen nach dem, was wichtig ist im Leben. Sie suchen sich ihre Werte, und sie orientieren sich dabei an ihren Eltern und Lehrern. Jede Erziehung ist zwangsläufig Werteerziehung – ob sie es sein will oder nicht.

Erziehung ist stets auch Hoffnung, und Hoffnung ist stets auch Wertung. Es lässt sich nicht leugnen: Hinter jeder Erziehung steckt eine Vision davon, was aus den Kindern werden soll. Viele Eltern haben Ziele für ihre Kinder. Sie folgen der Vorstellung eines Lebens, das sie für ihre Kinder gern verwirklicht sähen. Und das gilt nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Lehrer…

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Nr. 1/2016