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Philosophie

Der Tod steht uns gut

Denken wir an Werte, dann denken wir an das, was uns wichtig ist – was wir bewahren wollen. Aber was heißt das? Und was hat das mit unserer Endlichkeit zu tun? Die Antwort: Zeit, Wert und Tod sind eng miteinander verbunden

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von
Thomas Vašek
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Philosophie

Machen wir ein etwas krudes Gedankenexperiment. Angenommen, Sie wissen bereits heute, dass wenige Wochen nach Ihrem eigenen, natürlichen Tod die ganze Welt untergehen wird. Die Erde kollidiert mit einem Asteroiden, alles Leben wird ausgelöscht. Die Katastrophe ist unabwendbar. Welchen Einfluss hätte dieses Wissen auf Ihr Leben, auf Ihre Entscheidungen, auf Ihre Werte?

Nur wenigen Menschen wird es wohl völlig gleichgültig sein, was nach ihrem Tod passiert. Die meisten von uns sorgen sich um das Wohlergehen ihrer Kinder und Freunde, wenn sie selbst einmal nicht mehr da sind. Wir treffen testamentarische Verfügungen und hoffen zugleich, dass man uns nach unserem Tod nicht völlig vergisst. Und wir sorgen uns um den Klimawandel, auch wenn dessen Folgen uns selbst gar nicht mehr betreffen. Vieles von dem, was uns wichtig ist, hängt offenbar von unserer Zuversicht ab, dass andere Menschen nach unserem eigenen Tod weiterleben, behauptet der US-amerikanische Moralphilosoph Samuel Scheffler in seinem Buch »Death and the Afterlife«. Eine solche »Nachwelt« sei in gewisser Hinsicht sogar wichtiger als unsere eigene Fortexistenz. Ihr Untergang, so meint Scheffler, würde viele unserer Werte unterminieren.

Im Weltuntergangsszenario verlieren viele Projekte und Tätigkeiten ihren Sinn, glaubt Scheffler. Wir hätten einfach keine Gründe mehr, uns für bestimmte Dinge zu engagieren, sie überhaupt noch für wichtig zu halten. Wozu noch Krebsforschung...

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Nr. 1/2015