Lesezeit 22 Min
Politik

Wolfgang Bosbach

„Sich im Griff zu haben ist für mich eine der Hauptaufgaben bei Talkshows.“

SELINA PFRÜNER
von
André Boße
Lesezeit 22 Min
Politik

Zur Person

Wolfgang Bosbach (geboren am 11.06.1952 in Bergisch Gladbach) leitete nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann schon mit 20 eine Supermarktfiliale. Auf dem zweiten Bildungsweg holte er das Abi nach, studierte Jura und arbeitet einer Rechtsanwaltskanzlei in Bergisch Gladbach.

1972 wurde Bosbach Mitglied der CDU, erste politische Erfahrungen sammelte er im Kreistag und Stadtrat.

1994 zog er erstmals als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag ein, 2013 gelang ihm das zum sechsten Mal, mit 58,5% der Stimmen.

Seit 1994 trägt er wegen einer Herzinsuffizienz einen Schrittmacher. 2010 erklärte er in der Talkshow „Lanz“, dass er an Prostatakrebs leide, zwei Jahre später verkündete er, dass sich Metastasen gebildet haben und die Krebserkrankung nicht heilbar sei. Um seine Gesundheit zu schonen, wird Bosbach bei der Bundestagswahl im Herbst nicht erneut antreten. Er lebt mit seiner Frau, mit der er drei Töchter hat, in Bergisch Gladbach-Bensberg.

Herr Bosbach, Sie besitzen seit einigen Wochen ein Smartphone. Hat sich Ihr Handy-Nutzungsverhalten schon geändert?

Wolfgang Bosbach: Ich habe mich schon so sehr daran gewöhnt, dass ich gar nicht mehr auf ein älteres Modell umsteigen könnte. Ich benutze es viel intensiver als die altägyptische Grabbeilage, die ich vorher hatte.

Werden Sie sich denn nun auch einen Twitter-Account anlegen?

Nein. Twitter und auch Facebook sind für mich kein Thema.

Warum nicht?

Weil ich nicht das Mitteilungsbedürfnis besitze, das andere Kolleginnen und Kollegen haben. Außerdem habe ich nicht die Zeit, diese Accounts selbst so intensiv zu pflegen, wie man es eigentlich tun müsste, wenn man wirklich aktuell sein will. Und es kommt für mich nicht infrage, Authentizität dadurch vorzutäuschen, dass ich meine Mitarbeiter bitte, diese Kommunikationsarbeit für mich zu übernehmen.

Fasziniert es Sie nicht, wie einige Ihrer Kollegen mithilfe Ihrer Tweets Reichweite erzielen?

Wie gesagt, mir fehlt hier das intensive Mitteilungsbedürfnis. Aber gut, stünde ich jetzt noch am Anfang meiner politischen Karriere, dann würde ich wahrscheinlich anders denken, dann würde ich die sozialen Medien sicher nutzen. Aber warum sollte ich wenige Tage vor dem Ende meiner parlamentarischen Laufbahn jetzt noch anfangen zu zwitschern?

Wer regelmäßig und meinungsfreudig twittert, steht irgendwann in einem Shitstorm. Haben Sie Sensoren, die Sie davor schützen würden?

Nein, das hätte sicherlich auch mir passieren können. Insbesondere dann, wenn man sich bei Twitter auf 140 Zeichen beschränken muss. Am Ende entstehen plakative Sätze, wirkliche Inhalte oder gar Differenzierungen lassen sich auf so engem Raum nur sehr bedingt…

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Nr. 24/2018