Lesezeit 14 Min
Kultur

Schorsch Kamerun

„Wenn Angst entsteht, rufen die Leute nach dem Krokodil.“

ANDREAS ENRICO GRUNERT
von
Oliver Uschmann
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Kultur

Zur Person

Je nachdem, in welcher Kurzvita man nachschlägt, bezeichnet sich Schorsch Kamerun als einen der 14 oder einen der 17 „besten Menschen“. Der 1963 in Timmendorfer Strand geborene Musiker, Dramatiker und Autor ist seit über 30 Jahren Sänger der Goldenen Zitronen, die Punkrock in Deutschland stets formfrei und avantgardistisch ausgelegt haben. Seine Theaterstücke wurden u.a. am Schauspielhaus Hamburg, an der Berliner Volksbühne, den Münchener Kammerspielen oder auf Festivals wie der Ruhrtriennale oder den Wiener Festwochen aufgeführt. 2010 bis 2011 hatte er eine Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste München inne. Mit seinem Jugendfreund Rocko Schamoni gründete er den Hamburger Golden Pudel Club, eine Kultstätte alternativer Kultur und Gastronomie.

Leipzig. In der kleinen Sitzbox des Messestandes vom Ullstein Verlag stehen Kaffee und Kekse bereit. Unter dem Dach der Halle sammeln sich die Stimmen Tausender wie Fliegengebrumm und legen eine akustische Wolke über jedes Gespräch. Ur-Punk Kamerun hat Dutzende von Terminen an diesen Tagen, auf den größten Live-Interview-Bühnen der Messe ist er zu sehen, um als scharf denkender Freigeist über die Widersprüchlichkeit unseres Daseins zu reden. In der Verlagsbox stehen Ansichtsexemplare einer Biografie der beiden FDP-Politiker Burkhard Hirsch und Gerhart Baum. Kamerun lobt Letzteren trotz der ihm fernen Partei als wichtigen Bürgerrechtler. Die kurz nach dem Gespräch kursierende Nachricht vom Tod Guido Westerwelles macht ihn aufrichtig betroffen.

Herr Kamerun, wenn man sich Ihr bisheriges Lebenswerk anschaut, müsste man dieses Interview eigentlich absichtlich sprunghaft und wie eine Collage führen.

Die Art und Weise, wie ich Themen in Kunst packe, ist in der Tat…

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Nr. 14/2016