Lesezeit 17 Min
Gesellschaft

Sascha Lobo

„Das Konzept der politischen Korrektheit finde ich in den Grundzügen richtig.“

MARZENA SKUBATZ
von
Marcus Ertle
Lesezeit 17 Min
Gesellschaft

Zur Person

Sascha Lobo, geboren 1975 in Berlin, studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste. Er befasst sich als Autor vor allem mit den Schwerpunkten Internet, Gesellschaft und Netzpolitik. Als Strategieberater war er bislang nach eigener Auskunft für ein Drittel der DAX-Unternehmen tätig. Seit 2011 ist er auf Spiegel-Online mit seiner wöchentlichen Kolumne „Mensch-Maschine“ vertreten. Zudem schrieb er mehrere Bücher zu den Themen Arbeit, Netz und Gesellschaft. Bekannt wurde er 2006 mit dem Sachbuch „Wir nennen es Arbeit“, das er mit Holm Friebe verfasste. Mit Kathrin Passig, die dieses Jahr den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay gewann, verfasste er den Ratgeber „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin.“ 2010 veröffentlichte er seinen ersten und bislang einzigen Roman „Strohfeuer“.

Berlin-Neukölln. Ungeplant landen wir in einem Lokal, in dem die Hälfte der Besucher ein Macbook vor sich hat. Lauter Vertreter der „digitalen Boheme“, die Sascha Lobo berühmt gemacht hat. Der Erklärbär in Sachen Internet ist schwer einzuschätzen. Einerseits strahlt er die moralische Unbeirrbarkeit eines Politaktivisten aus, andererseits ist er ein cleverer Selbstvermarkter, der seine Punchlines routiniert setzt. Ehrliche Haut oder Selbstdarsteller? Am besten man liest zwischen den Zeilen.

Herr Lobo, besitzen Sie eine Brotzeitdose?

Ich habe keine, wieso? Sagt das was über mich aus?

Sascha Lobo steht morgens in der Küche, der Iro ist noch ungeordnet, er schmiert sich geduldig Brote und legt sie zufrieden in seine Brotzeitdose – das wäre ein bisschen ein Oxymoron, so wie Sie an sich ein Oxymoron sind.

Dass ich ein Oxymoron bin, bestreite ich. Ich arbeite in der öffentlichen Wahrnehmung mit Widersprüchen und Kontrasten, aber Sie versuchen jetzt feuilletonistisch in die Brotzeitdose pars pro toto die Festanstellungs-Szenarien des 20. Jahrhunderts hineinzuinterpretieren. Ich habe aber keine Brotzeitdose und plane auch nicht ihre Anschaffung in…

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Nr. 20/2016