Lesezeit 17 Min
Kultur

Konstantin Wecker

„Wir brauchen eine Revolution der Zärtlichkeit.“

TANJA KERNWEISS
von
Sylvie-Sophie Schindler
Lesezeit 17 Min
Kultur

Zur Person

Konstantin Wecker (geboren am 01.06.1947 in München) lernte bereits als Kind Klavier und Geige und war Solist in einem Kinderchor. Die Leidenschaft fürs Dichten entdeckte er in der Pubertät. Das Studium der Philosophie und Psychologie brach er ab. 1968 hatte er die ersten Soloauftritte in der bayerischen Kleinkunstszene. Mit der LP Genug ist nicht genug gelang ihm 1977 im deutschsprachigen Raum der Durchbruch, vor allem mit der Anti-Nazi-Ballade „Willy“. Schlagzeilen machte er mit seiner Drogensucht. 1995 wurde er wegen des Besitzes und Konsums von Kokain verhaftet, 2000 wurde er in dritter Instanz zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Neben seiner musikalischen Karriere engagiert sich Wecker politisch und gesellschaftlich. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter die Gedichtsammlung „Jeder Augenblick ist ewig“. Wecker hat zwei Söhne und lebt in München und in der Toskana.

München. Ja, nur zu, sagt der Gastgeber, man dürfe sich umschauen in seiner mehrere Tausend Bücher fassenden Bibliothek. Werke von Goethe stehen da, Nietzsche, Kafka. Auf einem Bösendorfer-Flügel liegt der Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“. Sein Wohnzimmer sei, wie Konstantin Wecker sagt, ein öffentlicher Raum, Freunde gingen hier ein und aus. Und schon steht Günter da, sein bester Freund seit Schultagen, sagt, er habe vollgetankt, und drückt dem Sänger einen Autoschlüssel in die Hand. Dann Kläffen und Gebell, Walter, der Hund seines Sohnes. Am langen Holztisch kehrt schließlich Ruhe ein. Konstantin Wecker drückt seine Zigarette aus und schenkt Sprudelwasser ein.

Herr Wecker, wann fühlen Sie sich geliebt?

Wenn wir über die Liebe reden, müssen wir über etwas reden, was es im Deutschen nicht gibt. Denn wir haben nur ein Wort dafür, und das ist zu wenig. Im Altgriechischen gibt es drei Unterscheidungen: Eros, Philia und Agape – die von Begehren gesteuerte, körperliche Liebe, die freundschaftliche, geistige Liebe und die bedingungslose, uneigennützige Liebe.

Liebe geht also weit über das hinaus, was wir gemeinhin unter diesem Begriff verstehen.

So ist es. Wenn Menschen…

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Nr. 23/2017