Lesezeit 7 Min
Gesellschaft

„Nehmt eure Wünsche ernst!“

Lange führte Bronnie Ware das Leben einer Nomadin. Immer auf der Flucht vor der eigenen Vergangenheit. Dann begann sie, Menschen beim Sterben zu begleiten – und begriff, was tatsächlich zählt: bei sich selbst anzukommen, bevor es zu spät ist 

Christopher Meder/shutterstock.com
von
Silvia Tyburski
Lesezeit 7 Min
Gesellschaft

In fast allen Familien sagen Eltern diese Sätze, die Kinder oft ihr Leben lang begleiten. In der Familie der Australierin Bronnie Ware hieß so ein Satz: „Wenn du nichts Nettes sagen kannst, sag lieber gar nichts.“ Rückblickend empfindet die heute 47-jährige Schriftstellerin und Bloggerin das als „pure Ironie“. Denn Bronnie Ware wurde ihr halbes Leben von ihren drei Brüdern und Schwestern, manchmal auch vom Vater, kritisiert und lächerlich gemacht. Einmal, erinnert sie sich, wurde sie von ihren Geschwistern in eine Kiste vor dem Haus gesperrt. Doch statt Angst spürte sie Frieden in der Stille und Dunkelheit – anders als sonst im Familienalltag: „Ich schlug ziemlich aus der Art. Ich war die Sensible, die Künstlerin, die Vegetarierin in einer Familie von Rinder- und Schaffarmern. Es war zu einer Art Sport geworden, Witze über mich zu machen.“

Vor ein paar Jahren tanzte Bronnie Ware wieder aus der Reihe: Sie begann zu schreiben. 2009 waren es noch Blog-Einträge, die sie auf ihrer Seite inspirationandchai.com veröffentlichte. Auch Texte darüber, was alte Menschen am Ende ihres Lebens am meisten bedauern. Damit kennt sie sich aus, schließlich hat sie acht Jahre lang als Palliativpflegerin Sterbende begleitet. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarten“, lautet einer der Wünsche, die Bronnie Ware zu Herzen gingen. Viele bereuten auch, zu viel gearbeitet und zu wenig Zeit mit den Menschen…

Jetzt weiterlesen für 0,43 €
Nr. 9/2014