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Gesellschaft

Der Beta-Mann

Frauen klagen oft, wie schwer es ist, Kinder und Karriere zu vereinbaren. Zu Recht. Aber was wäre, wenn ihr Partner sagte: Geh ruhig arbeiten, ich halte dir den Rücken frei! Sind Frauen bereit für einen Mann wie Tobias, 36?

Robert Adrian Hillman / shutterstock.com
von
Silvia Feist
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Gesellschaft

Dieser Mann sucht eine Frau. Er hat Humor, ist intelligent und ausgesprochen reflektiert. Er hat eine angenehme Stimme, schöne Hände und sieht ansonsten ziemlich genauso aus wie auf dem Foto. Er ist 36, mag den Raum Köln, hat aber auch schon ein halbes Jahr in den USA gelebt und kann sich vorstellen für die Liebe umzuziehen. Im „Zeit Magazin“ hat er eine Anzeige geschaltet, darin wünscht er sich eine „Alpha-Frau, die bereit ist mir den Vortritt im (kinderreichen) Haushalt zu überlassen“, denn sich selbst beschreibt Tobias S. als „Beta-Mann“.

Die Anzeige hat sein Postfach nicht gerade zum Überlaufen gebracht. „Bislang habe ich von neun Frauen eine Antwort erhalten“, schreibt er, als ich ihn um ein Interview bitte: „Sie sind die Zehnte.“ Jetzt sitzen wir bei Schokolade und Tee am Küchentisch in seiner 50-Quadratmeter-Wohnung in Bergisch-Gladbach, eine halbe Stunde von Köln entfernt und mit 500 Euro Miete doch dicht dran an der Großstadt. Er hat eine Nacht darüber geschlafen, bevor er eingewilligt hat, mich zu treffen: „Ich habe ja nichts zu verlieren, außer meiner Anonymität.“

Tobias S. ist sehr klar. Auch, als er sagt: „Mich als Beta-Mann zu bezeichnen ist Hochstapelei. Wenn Alpha der Überversorger ist, der alles mitbringt, ist Beta die zweitbeste Stufe, das Normale – dahinter bleibe ich zurück.“

Mit einer der neun Frauen hat er sich getroffen. Er fand sie sehr sympathisch, sie fand am Ende „die Verhältnisse zu verschieden“, erzählt er. „…

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Nr. 1/2016