Lesezeit 12 Min
Kultur

Grund zur Klage

Wir sprachen mit einem Schauspieler, einem Intendanten und einem Politiker über Arbeitsbedingungen in Theater und Gesellschaft heute

Free-Photos / pixabay.com
von
Detlev Baur
und
Bettina Weber
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Kultur

Herr Rudolph, was ist für Sie als renommierter Schauspieler von einem größeren Theater die Motivation, sich im „ensemble-netzwerk“ zu engagieren?

Sebastian Rudolph: Ausgangspunkt war, dass ich diese Kantinenerfahrung überwinden wollte: Man regt sich auf, beschwert sich und bestellt dann sein Bier oder geht auf die Probe und arbeitet genauso weiter. Das wollte ich verändern. Eine andere Motivation wurde mir erst hinterher klar, als ich schon beim ensemble-netzwerk engagiert war. Ich bin ein glühender Anhänger von Ensembles im Stadttheater. Alle Schauspieler müssen als Ensemble zusammenstehen.

Hasko Weber: Aber das Ensemble schließt nicht nur die Schauspieler ein, sondern alle. Vom Pförtner bis zum Solisten. Ich vertrete derzeit ein Mehrspartenhaus mit einem großen Orchester, Solisten, Chor. Die bewegen ganz andere Themen als die Schauspieler, und es gelten andere Tarifverträge. Wir haben es also mit einem sehr komplexen System zu tun; deswegen braucht es Sachlichkeit und Augenmaß, um gemeinsam weiterzukommen.

Herr Weber, warum, glauben Sie, ist gerade das ensemble-netzwerk entstanden? Die Arbeitsbedingungen für Schauspieler waren vor zehn Jahren ja auch nicht so ganz anders.

Hasko Weber: Da haben Sie sicherlich recht. Ich habe immer in Ensembles gearbeitet, als Schauspieldirektor wie als Intendant. Und es stellte sich regelmäßig die Frage, wie man das Miteinander in einem Haus gestaltet. Das wird von niemandem vorgegeben, sondern hängt von den Mitgliedern ab, die sich in dieser Struktur bewegen. Und das ist in keinem Fall nur die Leitung…

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Nr. 4/2017