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Kultur

„Der Schäferhund des Hauses“

Dramaturgen gibt es nicht nur im Schauspiel: Wir sprachen mit der Musiktheaterdramaturgin Merle Fahrholz und dem Tanzdramaturgen Diether Schlicker über ihren Beruf und die spartenbedingten Unterschiede ihrer Tätigkeit

Christian Bertrand / Shutterstock.com
von
Detlev Baur
und
Detlef Brandenburg
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Wir erklären Sie Ihre Tätigkeit als Dramaturg eigentlich jemandem, der wenig Ahnung vom Theater hat, oder einem Ausländer, der den Beruf des Dramaturgen gar nicht kennt?

Diether Schlicker: Ich sage zuerst, dass ich wie ein erster Zuschauer bin, der vorab Dinge sehen und beurteilen darf. Man steht innerhalb des Theaters auf der Seite der Zuschauer und bildet dadurch die Schnittstelle zwischen Produktion und Öffentlichkeit. Wir sind also mitverantwortlich für die Vermittlung ans Publikum, vom Programmheft bis hin zu Gesprächen über die Produktion. Dann erkläre ich, dass wir von der Konzeption an den Prozess einer Produktion begleiten, dabei aber nicht Entscheidungen treffen, sondern im Gespräch Entscheidungen zu beeinflussen suchen. Dazu kommt dann noch der Spielplan, also das Gesamte, was ein Haus konzeptionell ausmacht.

Merle Fahrholz: Bei mir sieht das ähnlich aus. Zunächst geht es um die Fragen: Was kommt auf die Bühne, mit wem kommt es auf die Bühne, und wie kommt es auf die Bühne? Dann kommt die Arbeit mit dem Inszenierungsteam, die konzeptionelle Hintergrundarbeit und natürlich die Vermittlung; nicht nur die zwischen Publikum und Stück, sondern auch die zwischen Team und Haus. Ich hatte einmal mit einem komplett französischen Team zu tun, wo täglich die Frage nach meinem Beruf kam. Und eines Tages meinte der Regisseur: „Jetzt weiß ich endlich, was der Dramaturg macht: Er ist der Schäferhund (‚le berger‘) des Hauses…

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Nr. 1/2017