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Politik

»Jähes Entsetzen«

Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert über die Gründe für den Aufstieg der AfD und die Konsequenzen aus dem unionsinternen Streit um die Flüchtlingspolitik

HERMANN BREDEHORST / DER SPIEGEL
von
Melanie Amann
und
Michael Sauga
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Politik

Fast 40 Jahre lang saß der gebürtige Bochumer Lammert, 69, als Abgeordneter im Bundestag, davon 12 als Parlamentspräsident. Seit diesem Jahr leitet er die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung.

SPIEGEL: Herr Lammert, sitzt mit der AfD eine rechtsextreme Partei im Deutschen Bundestag?

Lammert: Das ist mir zu pauschal. Aber dass sich die AfD während ihrer Zeit im Bundestag noch weiter von rechts nach rechts außen statt in die Mitte entwickelt hat, ist schwer zu übersehen.

SPIEGEL: Auch viele Christdemokraten fordern deshalb, die AfD vom Verfassungsschutz überwachen zu lassen. Stimmen Sie Ihren Parteifreunden zu?

Lammert: Ich kann dieser Debatte nicht viel abgewinnen. Es fällt mir schwer, von solchen Ermittlungen der zuständigen Sicherheitsbehörden große Erkenntnisfortschritte zu erwarten. Wenn ich mir die sehr übersichtlichen Ergebnisse des Verfassungsschutzes bei der Überwachung der NPD oder der Aufdeckung des NSU in Erinnerung rufe, kann ich mir davon nicht sehr viel versprechen.

SPIEGEL: Offenkundig finden die Parteien aber keine anderen Instrumente, um die Rechtspopulisten kleinzuhalten. In manchen Umfragen ist die AfD inzwischen zur zweitstärksten politischen Kraft im Lande aufgestiegen, knapp vor der SPD. Wie konnte das passieren?

Lammert: Die AfD ist nicht vom Himmel gefallen. Inzwischen sind…

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Nr. 37/2018