Lesezeit 7 Min
Gesellschaft

Auf Schritt und Tritt

Auf die Helikopter-Eltern folgen die Drohnen-Eltern: Besorgte Mütter und Väter überwachen ihre Kinder mit Smartphone-Apps und Ortungsgeräten.

THEODOR BARTH / DER SPIEGEL
von
Miriam Olbrisch
und
Wolf Wiedmann-Schmidt
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Gesellschaft

Wenn Michaela Jansen nicht weiß, wo ihre Kinder sind, zückt sie das Smartphone und ortet sie. Neulich zum Beispiel: Ihre Tochter Katrin, neun Jahre alt, wollte mit dem Roller nur ein bisschen ums Haus fahren, kam dann eine gefühlte Ewigkeit nicht zurück. Die Mutter startete ihre App und erhielt Sekunden später die Nachricht: "Katrin wurde gefunden."

Auf einem digitalen Stadtplan von Eschweiler, einer Stadt bei Aachen, konnte Michaela Jansen sehen, dass ihre Tochter nur zwei Straßen entfernt war, auf dem Spielplatz der Grundschule. "Mir gibt es ein Gefühl von Sicherheit, immer zu wissen, wo meine Kinder sind", sagt die Mutter. "Man liest und hört immer öfter, dass Kinder entführt werden. Oder von dubiosen Menschen, die rumfahren und Kinder ansprechen."

Zur Familie gehören fünf Töchter im Alter von 5 bis 17 Jahren. Alle bis auf die jüngste haben ein Smartphone, auf dem die App "Synagram" installiert ist. Mittels GPS können die Eltern jederzeit herausfinden, wo sich ihre Kinder gerade rumtreiben. Drückt die Mutter auf "orten", passiert zweierlei. Sie erhält die Adresse – und das Kind eine Nachricht "Michaela sucht dich".

Yvonne, die zwölfjährige Tochter, ist nicht begeistert. "Man kann nichts mehr heimlich machen", sagt sie. "Mal in die Stadt nach der Schule, Läden gucken, Eis essen oder einfach nur rumlaufen, das geht nicht mehr. Die Eltern wissen ja immer, wo du bist." Die Mutter beschwichtigt: Sie benutze den Ortungsdienst ja nicht oft. "Aber…

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Nr. 29/2015