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Gesellschaft

Zauberei 4.0

Die Digitalisierung katapultiert Afrika in die Moderne. Ganz vorn dabei: Kenia, das Land, das inzwischen Silicon Savannah genannt wird

artsysolomon / pixabay.com
von
Johannes Dieterich
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Gesellschaft

Derrick Muturis Karriere begann, wie so mancher Höhenflug, mit einem Desaster. Auf der Suche nach einem Job stolperte der frisch diplomierte Betriebswirtschaftler und Informatiker über die Anzeige eines Kaninchenhändlers mit folgendem Vorschlag: Er verkaufe ein Zuchtkaninchenpaar für umgerechnet 80 US-Dollar und nehme dem Käufer anschließend jedes nachgewachsene Tier für sieben Dollar ab. Angesichts des legendären Vermehrungsdrangs der Rammler hörte sich das nach einem guten Deal an. Bereits nach drei Monaten, rechnete Muturi aus, könnte sein Zuchtbetrieb profitabel sein.

Er schlug ein und hatte bald über mehr als hundert Karnickel, die sich in den viel zu kleinen Käfigen im Erdgeschoss des väterlichen Hauses am Rand der kenianischen Hauptstadt Nairobi drängelten. Als Muturi den Händler kontaktieren wollte, musste er feststellen, dass der längst über alle Berge war - nicht ohne noch andere gutgläubige Möchtegernzüchter um ihre 80-Dollar-Einlage gebracht zu haben. Doch Muturi wusste aus seiner Not eine Tugend zu machen: Er beschloss, sich um den Absatz seines Kaninchenfleisches eben selbst zu kümmern.

Kenias Lebensmittel-Amazon

An dieser Stelle kam dem Jungunternehmer sein Informatikstudium zugute. Als Computerfreak hat Muturi eine große Facebook-Gemeinde. Fortan bekamen seine sozialen Netzwerkfreunde frisches Kaninchenfleisch direkt vom Züchter angeboten. Das Geschäft lief so gut, dass Muturi beinahe seinen gesamten Tierbestand geschlachtet…

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11.06.2018