Lesezeit 8 Min
Gesellschaft

Wo jedes Wort zählt

Eine junge Frau aus Gaza, eine Entscheiderin und eine Dolmetscherin in einem kleinen Raum: Die Anhörung ist das Herzstück eines jeden Asylverfahrens. Das Gespräch ist normalerweise nicht öffentlich – wir waren dabei

geralt / pixabay.com
von
Kordula Doerfler
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Gesellschaft

Die junge Frau lächelt schüchtern, als sie den Raum betritt. Samira Najim* setzt sich auf einen Stuhl vor einem nüchternen Schreibtisch. Draußen an der Tür hängt ein Zettel mit einem ernst blickenden Emoji, darunter steht "Anhörung. Bitte nicht stören!" Es geht um viel an diesem Tag für Samira Najim. Die junge Frau aus Gaza ist zur Anhörung für ihren Asylantrag in Deutschland gekommen, und sie weiß, dass von dem Gespräch ihr weiteres Leben abhängt.

Ihr gegenüber sitzt Andrea Müller* hinter einem Computer mit einem Doppelbildschirm. Die Juristin ist die Entscheiderin, also die Sachbearbeiterin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), die für den Fall zuständig ist. Es ist warm in dem karg eingerichteten Büro, durch die Fenster fällt helles Sonnenlicht.

Früher residierte in dem Sechzigerjahre-Hochhaus im Berliner Bezirk Wilmersdorf die Landesbank Berlin, jetzt sind ein Teil der Außenstelle Berlin des Bamf und das Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten hier untergebracht. Sie gehören mit der Erstaufnahmestelle im Flughafen Tempelhof zum Berliner Ankunftszentrum - nicht zu verwechseln mit den sogenannten Ankerzentren, die Innenminister Horst Seehofer überall in Deutschland einführen möchte.

Empathie und Kompetenz

An diesem Tag sitzen in Müllers Büro nur Frauen, auch übersetzt wird von einer Frau. Das ist eher ungewöhnlich. Es herrscht trotz der Anspannung eine freundliche Atmosphäre. Normalerweise sind solche…

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25.05.2018