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Politik

Wir kommen trotzdem

Wie der Bürgermeister von Pankow der israelischen Partnerstadt Aschkelon zum 70. Jahrestag der Staatsgründung gratulieren will – und in den Strudel der Ereignisse gerät

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von
Anja Reich
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Als in Gaza die ersten Autoreifen zur Grenze gerollt werden, steigt Sören Benn vor dem Rathaus in Aschkelon aus, hängt sich seinen Rucksack mit der Kippa und den Stoffbeutel mit den Gastgeschenken über die Schulter und blinzelt in die Sonne.

Sören Benn, 49 Jahre alt, Mitglied der Links-Partei, ist Bürgermeister von Berlin-Pankow und mit einer 14-köpfigen Delegation nach Aschkelon gekommen, um der israelischen Partnerstadt zum 70. Jahrestag der Staatsgründung zu gratulieren. Die Reise wurde vor einem Jahr geplant, lange bevor abzusehen war, dass der Jahrestag von anderen Ereignissen überschattet werden könnte: die US-Botschaftseröffnung in Jerusalem, der Nakba-Tag der Palästinenser, die Proteste in Gaza. Für Jerusalem gibt es eine aktuelle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Auch das Gebiet in der Nähe des Grenzzauns von Gaza sollte unbedingt gemieden werden, heißt es. Die Hamas hat zu einem Sturm auf die Grenze aufgerufen. Aschkelon liegt sieben Kilometer von der Grenze entfernt.

Der AfD-Fraktionsvorsitzende hat kurz vorher abgesagt. Der Rückflug sei gestrichen worden, war seine Begründung, die keiner richtig geglaubt hat. Alle anderen sind dabei. Stadtverordnete, Bürgerbeauftragte, Ausschussvorsitzende. Auch der ehemalige Bürgermeister Matthias Köhne, seine Frau leitet den Aschkelon-Freundeskreis. In ihren Gesichtern glänzt Sonnencreme, sie tragen praktische Schuhe, Sonnenbrillen und Rucksäcke. Ein Mann hat eine Kippa auf dem Kopf. Ihre Mienen sind…

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17.05.2018