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Gesellschaft

Wie werde ich Salafist?

Keine Gebrauchsanweisung, sondern ein paar Anmerkungen zu autobiografischen Schilderungen ehemaliger und noch immer agierender Salafisten

von ireas (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
von
Arno Widmann
Lesezeit 7 Min
Gesellschaft

Ein Hinweis vorweg: "Allahs Narren - Wie der Islamismus die Welt erobert" (164 Seiten, 14,95 Euro, Merlin Verlag), das Buch des algerischen Autors Boualem Sansal sollte jeder, der sich für den Siegeszug des Islamismus interessiert, unbedingt lesen. Sein neuester Roman, der Ende April auf Deutsch erscheinen wird, heißt "2084 - Das Ende der Welt" und beschäftigt sich mit einer Zukunft, in der ein religiöser Totalitarismus die Macht übernommen hat. "Allahs Narren" ist darum so gut, weil Boualem Sansal nicht nur eine Geschichte des modernen Islamismus, beginnend mit der Muslim-Bruderschaft in Ägypten, skizziert, sondern die Geschichte seiner eigenen Wahrnehmung dieser unbeholfenen, weitgehend ahnungslosen, etwas lächerlichen Fanatiker, die in dem von den Kolonialherren befreiten Algerien von den Dörfern her die muslimische Gesellschaft, die im Falle Algerien weitgehend gerade keine muslimische Gesellschaft war, aufrollten und obwohl sie unentwegt unterdrückt wurden, offenbar unaufhaltsam an Macht gewannen. Der 1949 geborene Sansal, der am Gymnasium Latein und Griechisch gelernt hatte, studierte dann Ingenieurwissenschaften und Volkswirtschaftslehre, um mitzuhelfen beim Aufbau eines neuen Algerien. Das tat er dann auch ab 1992 im algerischen Industrieministerium. 1999 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Sansal kann uns nicht sagen, wie man Salafist wird. Er wurde nie einer, aber er hat beobachtet, wie der Islamismus von immer mehr Menschen um ihn herum Besitz ergriff. Und…

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09.04.2016