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Politik

Unterm Adler

Es ist die erste Befragung einer Regierungschefin in der Geschichte der Bundesrepublik, eine Premiere im Parlament. Ein inszeniertes Spektakel? Oder eine Lehrstunde in Demokratie?

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von
Daniela Vates
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Politik

So gerne wollte die Union diesen Auftritt verhindern. Hat sich gewehrt und gesträubt. Hat gewarnt vorm Spektakel unterm Bundesadler, vor einer Talkshow im Parlament und vor Fragen über örtliche Umgehungsstraßen. Die Bundeskanzlerin sollte das nicht machen müssen, sollen, dürfen. Eine Befragung durch die Abgeordneten in öffentlicher Sitzung. Nicht an diesem Juni-Tag, und auch sonst nicht.

Eine Wahlperiode lang hat die Union Merkel - ja was denn eigentlich? Vor dem Parlament geschützt? Oder das Parlament vor ihr? "Es gab keine sachlichen Gründe", sagt einer, der fleißig mit verhindert hat.

Und nun ist es ja eben doch noch so gekommen: Die SPD hat die Sache dann nämlich in den Koalitionsvertrag geschrieben: "Wir wollen, dass die Bundeskanzlerin dreimal jährlich im Deutschen Bundestag befragt werden kann." In der Union hat man ab sofort versichert, dass man sich auf diesen Termin wirklich freue. So schnell kann es gehen.

Während im russischen Baikonur Alexander Gerst in einer Raumfähre auf den Start wartet, steht Merkel auf ihrem Platz auf der Regierungsbank und zieht das Mikrofon nach oben.

Es ist Mittwoch, halb ein Uhr. Normalerweise ist das nicht ihre Zeit, zumindest nicht für Aufenthalte im Plenarsaal. Da fängt der öffentliche Teil der Sitzungswochen an, Staatssekretäre beantworten Fragen, wenig Spektakuläres bietet das und viel Abgelesenes.

Und dass Merkel den Raketenstart als interessanteren Termin betrachtet, hat sie…

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07.06.2018