Lesezeit 8 Min
Wirtschaft

Unbezahlbar

In San Francisco ist Wohnraum knapp, und die Mieten sind skandalös hoch. Das trifft nicht nur die Armen, sondern längst auch die Mittelschicht. Die durchschnittliche Monatsmiete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung liegt bei umgerechnet rund 3 000 Euro

AlcazarMX / pixabay.com
von
Karl Doemens
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Die Eingangstür des Hauses ist durch zwei Schlösser und ein Gitter gesichert. Nach einem Druck auf den Klingelknopf steht man im schmucklosen Flur. "Wohnungsbesichtigung?", fragt ein ungepflegter Mann ebenso mürrisch wie desinteressiert. "Fünfter Stock, den Gang lang, rechte Seite."

Der Teppich im Treppenhaus ist abgewetzt. Es stinkt nach Urin. Ein junger Mann inspiziert gerade das Ein-Zimmer-Appartement. Rund zwanzig Quadratmeter dürfte es groß sein, immerhin hell, aber verwohnt, mit Laminatboden und billiger Küche. Aus dem Fenster blickt man auf die Hyde Street, deren Bürgersteige von fliegenden Händlern, Obdachlosen und Drogenabhängigen belagert werden. Der Problembezirk Tenderloin gleich hinter dem prächtigen Beaux-Art-Rathaus gehört sicher nicht zu den Postkartenansichten von San Francisco. Dafür ist die Miete wirklich günstig - jedenfalls für hiesige Verhältnisse: 1 725 Dollar im Monat soll die Mini-Wohnung kosten. Nebenkosten natürlich extra.

Magische Anziehungskraft

Allzu lange nachdenken sollten Interessenten besser nicht. Die Nachfrage ist groß und ein zweiter Versuch ein paar Straßen weiter nur vermeintlich erfolgreicher. "Open House" lädt dort ein Schild zur Besichtigung einer Zwei-Zimmer-Wohnung, frisch renoviert und mit Stellplatz fürs Auto. Das klingt verlockend. Tatsächlich empfängt der Makler die potenziellen Kunden mit ausgesuchter Freundlichkeit. "Sie wissen wahrscheinlich, dass der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist",…

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16.08.2018