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Gesellschaft

Sumte schafft das

102 Einwohner zählte das Dorf, dann kamen Hunderte Flüchtlinge hinzu. Doch die Leute haben die Ruhe weg

Sumter See von privat [GFDL oder CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
von
Bernhard Honnigfort
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Gesellschaft

SUMTE. "Mist", ruft der Big Leader. Gerade hat er gemerkt, dass er um halb zwei in Hamburg sein muss und nicht erst um halb vier. "Das ist gar nicht zu schaffen", sagt er und setzt sich erst einmal wieder in seinen Schreibtischstuhl. Der Mann hat furchtbar viel um die Ohren. Im Türrahmen steht noch Reinhold Schlemmer, 73 Jahre alt, der letzte Ortsbürgermeister aus DDR-Zeiten. Er hat seinen Schwiegersohn herumgeführt. Der kommt aus den USA und schreibt seine Doktorarbeit über Migration in Europa. "Na, da ist er hier genau richtig", sagt der Big Leader.

Der Big Leader heißt in Wirklichkeit Jens Meier, ist 58 Jahre alt und 1,96 Meter groß, ein Hüne von einem Kerl. Aber die Leute im Camp nennen ihn so, und zwar freundlich und respektvoll. Meier ist Geschäftsführer im Camp, das er und alle Camp nennen, weil es netter und griffiger klingt als Asylbewerberheim. Er arbeitet für den Arbeiter-Samariter-Bund Hannover-Land. Anfang Oktober 2015 übernahm er von jetzt auf gleich das Camp, einen flachgezogenen Bürokomplex aus Stahl und Glas. Aus Büros ließ er Wohnräume machen mit Toiletten und Waschmöglichkeiten, Küchen, Gemeinschaftsräumen und auf dem Flur Platz für Kinder, auf Inlineskatern. Damals war der Big Leader noch 20 Kilo leichter. Aber 16 Stunden Arbeit am Tag seitdem, kaum Schlaf, der Stress und die Süßigkeiten gegen den Stress...

Begonnen hat alles am 5. Oktober. Grit Richter wird den Tag ihr Leben lang nicht vergessen. Sie ist Bürgermeisterin von Amt…

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12.02.2016