Lesezeit 8 Min
Gesellschaft

„In Steglitz ist es so friedlich“

Abd Alslam Al-Arouk ist den Frieden nicht gewohnt. Er kommt aus Palmyra in Syrien und lebt seit zwei Jahren in Berlin

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Julia Haak
Lesezeit 8 Min
Gesellschaft

Vor einiger Zeit erreichte uns der Brief einer Leserin. Sie hatte in einem Keramikkurs in einer evangelischen Kirchengemeinde in Steglitz einen Mann aus Palmyra in Syrien kennengelernt. Auf den Straßen Berlins begegne man häufig Flüchtlingen, die einem fremd vorkommen, schrieb sie. Das einzelne Schicksal bleibe in der Menge verborgen, so dass auch eine Identifikation unterbleibe. Sie wünschte sich von uns, dass wir diesen Menschen ein Gesicht geben und empfahl den Mann, den sie kennengelernt hatte, als Gesprächspartner. Er heißt Abd Alslam Al-Arouk und ist 49 Jahre alt. Seine Stadt gibt es nicht mehr. Die Bewohner sind vor dem Krieg geflohen. So auch er. Seit zwei Jahren lebt Al-Arouk nun in Berlin. Wir besuchen ihn in seiner Wohnung in Steglitz. An den Wänden hängen Bilder von zerstörten Bauwerken. Das Gespräch führen wir in einer Mischung aus englisch und deutsch.

Herr Al-Arouk, auf den Bildern an Ihrer Wand sieht man Palmyra. Haben Sie die Bilder gemalt?

Ja, ich male sehr viel. Dies ist der Baaltempel. Er ist 200 mal 200 Meter lang mit 18 Meter hohen Säulen in der Mitte und sehr berühmt.

Er gehörte zum Welterbe der Menschheit, aber 2015 sprengte die Terrororganisation IS das Bauwerk.

Man kann es hier sehen. So sieht es jetzt aus, nur noch Steine.

Haben Sie den Tempel so zerstört gesehen?

Nein, ich bin ja hier in Deutschland. Ein Freund von mir hat ein Buch…

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12.06.2017