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Verbrechen

Spuren im Sumpf

Den Richtern reichen die Indizien, Ungereimtheiten stören sie nicht: Der Maskenmann wird zu lebenslanger Haft verurteilt

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von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

FRANKFURT (ODER) Die Spannung ist greifbar an diesem Freitagmorgen im vollen Saal 007 des Landgerichts. Ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen, als die Richter der Zweiten Strafkammer durch eine Tür an der Stirnseite in den Saal kommen. Sie laufen mit ernsten Gesichtern in einer Reihe hintereinander, bis jeder vor seinem Stuhl steht. Das Geräusch hochschwippender Klappstühle verstummt. Jeder im Saal hat sich von seinem Platz erhoben. Auch Mario K., der 47 Jahre alte Mann, dessen Schicksal in wenigen Sekunden besiegelt sein wird.

Dem hochgewachsenen Mann mit den breiten Schultern und den kurzen schwarzen Haaren sind gerade die Handschellen abgenommen worden. Jetzt steht er neben seinen drei Verteidigern, die Anspannung ist ihm anzusehen. Stocksteif steht er da, fährt sich durch den ordentlich gestutzten Vollbart, der in dem ein Jahr dauernden Prozess grau geworden ist. Dann faltet er die Hände und schaut mit zusammengepressten Lippen den Vorsitzenden Richter an. Matthias Fuchs steht in der Mitte der fünf Richter, der einzige Mann dieser Schwurgerichtskammer. Er zieht das Urteil aus einer gelben Mappe.

Es beginnt mit sieben Wörtern, die jeder im Saal kennt, weil er sie schon oft gehört oder gelesen hat. "Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil", sagt Fuchs und macht eine kurze Pause. Unglaublich still ist es jetzt. Dann kommt sie, die Entscheidung. "Der Angeklagte wird wegen versuchten Mordes, erpresserischen Menschenraubs und gefährlicher…

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13.06.2015