Lesezeit 7 Min
Verbrechen

Spuren des Verbrechens

In Detroit wurde jahrelang Beweismaterial aus Vergewaltigungsfällen verschlampt. Die Staatsanwältin Kym Worthy ist angetreten, diesen Justizskandal aufzuklären

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von
Damir Fras
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Verbrechen

DETROIT. Der Täter war 15 Jahre alt, ein Junge noch. Er trug eine Maske und eine Pistole. Er schlich sich an das Auto heran, in dem sein Opfer saß, und zwang die Frau auszusteigen. Er nahm ihr drei Dollar ab. Dann vergewaltigte er sie. Es geschah in Detroit, im Januar 2004.

Die vergewaltigte Frau machte alles richtig. Sie ging sofort nach dem Überfall zur Polizei. Sie ließ Abstriche machen. DNA-Material des Täters wurde sichergestellt. Auch das im Januar 2004 in Detroit.

Danach passierte jahrelang nichts. Der Täter konnte glauben, dass er davongekommen ist. Das Opfer musste glauben, dass es keine Hilfe erwarten konnte.

Erst 2012 machte sich die Polizei die Mühe, das acht Jahre zuvor gesammelte Beweismaterial zu untersuchen und mit Einträgen in diversen Datenbanken abzugleichen. So kam sie dann doch noch dem Vergewaltiger auf die Spur. Er saß seit 2009 wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis.

Staatsanwältin Kym Worthy nimmt Platz auf einem Stuhl in einem schmucklosen Büro im zwölften Stock eines schmucklosen Gebäudes in Detroit. Von außen wirkt das Haus wie eine Festung. Wenn Kym Worthy nach draußen schaut, sieht sie eine große Brachfläche mitten in der Stadt. Detroit, die einstige Wirtschaftsmetropole am Eriesee im Nordosten der USA, ist seit Jahren pleite. Dann räuspert sich Kym Worthy und erzählt die Geschichte von den vergessenen Vergewaltigungen.

Vor sechs Jahren machte sich ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft daran…

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23.07.2015