Rote Zone
Immer wieder erschüttern Erdbeben Italien. Vor einem Jahr traf es Amatrice, ein besonders schönes Dorf in den Abruzzen. Heute sieht es dort noch immer aus wie nach einem verheerenden Krieg
AMATRICE. Alfonso Buccis Gesicht ist rot angelaufen vor Anstrengung. Pausenlos hetzt der Wirt des Ristorante Roma zwischen Küche und Gastraum hin und her, Spaghetti-Berge auf silbernen Platten balancierend. Das neu eröffnete Restaurant in Amatrice ist an diesem Wochentag im August bis auf den letzten der 350 Plätze besetzt, und noch immer stehen Wartende am Eingang. Großfamilien und Freundesgruppen tafeln, viele von ihnen sind eigens aus Ferienorten an der Küste in das 1 000 Meter hoch in den Bergen der Abruzzen gelegene Dorf gefahren. Zum Mittagessen wollen sie eine Amatriciana essen, Spaghetti mit Tomaten, Guanciale-Speck und Pecorino-Käse.
Früher war der Name Amatrice in Italien wegen dieser Spezialität berühmt. Und das Hotel-Restaurant Roma hatte den Ruf, die beste Amatriciana zu servieren. Dann kam das Erdbeben. Vor genau einem Jahr, am 24. August 2016, erschütterte es nachts um 3.36 Uhr ganz Mittelitalien. Und Amatrice wurde zum Synonym für die Naturkatastrophe. 299 Menschen verloren in jener Nacht ihr Leben, 239 davon in Amatrice, Dutzende Dörfer wurden verwüstet. Das Roma stürzte in sich zusammen, sechs Hotelgäste starben unter den Trümmern.
Trümmer und Stoffservietten
Jetzt, ein Jahr später, gibt es das Restaurant wieder, an anderem Ort. Am Dorfrand sind aus Fertigmodulen Pavillons aufgestellt worden, mit viel Glas und hellen Holzpaneelen. Entworfen hat sie der Star-Architekt Stefano Boeri. Das Geld kam aus der…