Lesezeit 7 Min
Geschichte

Mit Glühzangen gezwacket, zu Tode geschmochtet

Grete Minde soll vor genau 400 Jahren die Stadt Tangermünde in Brand gesteckt haben, auch Theodor Fontane fand sie schuldig. Das Urteil war barbarisch. Ein Justizskandal?

BERLINER ZEITUNG / MARITTA TKALEC
von
Maritta Tkalec
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Geschichte

Eine junge Frau, ein "verruchtes Weib", rollte am 22. März 1619 auf einem Wagen durch die Stadt zur Richtstatt. Sie hatte - unter Folter - gestanden, Tangermünde angezündet zu haben. Das Urteil galt selbst vor 400 Jahren als besonders hart. Es schrieb detailliert vor, wie die Hauptangeklagte und zwei angebliche Mittäter zu sterben hatten: "ihre fünff finger an der Rechten Hand, einer nach dem anderen", anschließend "ihr leib mit vier glühenden Zangen abgezwacket, nemlich in der brust und arm gegriffen, Folglich mit eisernen Ketten uff einem erhabenen Pfahll angeschmiedet, lebendig geschmochtet". Schmöchen bedeutet Hinrichten durch Ersticken: Rings um die Opfer zündete man feuchtes Stroh an, der Qualm räuchert sie zu Tode.

Andreas Ritner, einer der Tangermünder Bürgermeister, bestaunte mit vielen Schaulustigen den spektakulären Strafvollzug. Er sah Grete Minde, ihren Mann Tönnies Meilahn und beider Kumpan Merten Emmert "in Rauch und Schmauch sterbend, zuvor aber unaussprechliche marter, indem sie fast biß an den Abend gelebet, ausstehen müssen".

Niemand bezweifelte, dass dieses Gesindel das schöne Tangermünde in Schutt und Asche gelegt hatte. Das Feuer war am 13. September zwischen 16 und 17 Uhr an drei Stellen zugleich ausgebrochen, drei Tage loderte es. Brandstiftung, ganz klar.

400 Jahre später brennt die Katastrophe noch immer im Gedächtnis der Stadt. Das liegt nicht nur an den wundervollen Fachwerkhäusern, die die Bürger bald nach dem…

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11.09.2017