Wessi, wa?" Der Fischer Hubert Thürke, auf Hiddensee Fischwilli genannt, erkennt den Wessi daran, dass einer glaubt, für zwei Personen reichten zwei Schollen. "Solche spacken Dinger! Wer wird denn da satt von? Ist ja lachhaft." Und dann lacht der Fischwilli tatsächlich, ziemlich versöhnlich sogar, und lacht noch mehr, als der Wessi sagt, er lebe aber schon seit mehr als zwanzig Jahre im Osten. "Das reicht eben nicht", sagt Willi.
Zur Verstärkung sitzt neben Fischwilli, der übrigens so heißt, weil er im Hafen von Kloster die Fischbarkasse "Willi" betreibt, noch ein anderer alter Hiddenseer. Der sagt versöhnlich: "Sind aber nicht alle so. Die aus dem Ruhrgebiet, die sind anders." "Ich bin ursprünglich aus dem Ruhrgebiet", erwidere ich empört. "Siehste!", sagt der andere, "dann wirst es ja wissen."
Und er fährt fort: Weltoffen seien die im Ruhrgebiet. Das komme daher, dass die Kohle Menschen aus allen Herren Länder angezogen hat. Deshalb seien die jetzt da so gelassen. Während die in Bayern, wo auf den abgeschiedenen Dörfern immer nur Inzucht geherrscht habe, es eben nicht seien. Nicht weltoffen.
"Aha", sage ich. "Und so eine Insel, die ist nicht abgeschieden, oder was? Keine Inzucht?"
"Nee, das Meer ist kein Berg", sagt Fischwillis Freund. "Und der kleine Bodden schon gar nicht. Wir sind überall auf Brautschau gewesen, was glaubst du wohl? Das ging hier immer kreuz und quer zwischen Schaprode, Kloster und Stralsund."
Kreuz und quer geht es noch immer. Längst auch von Deutschland-Ost nach Deutschland-West hin und zurück über die Insel. Das sieht man daran, dass es der Topos von der Weltoffenheit bis hierher, nach Kloster…
