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Gesellschaft

„Manchmal kommt Europa zu spät“

Der niederländische Schriftsteller Geert Mak über die Macht der Globalisierung und die Gefahr des Populismus

By Maurits90 (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
von
Peter Riesbeck
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Gesellschaft

Der niederländische Schriftsteller Geert Mak, 69, ist ein feiner Beobachter und Chronist seiner Zeit. In "Wie Gott verschwand aus Jorwerd" schildert er den Niedergang des europäischen Dorfs. Für sein Buch "In Europa" durchquerte er 1999 den Kontinent und lieferte eine Reise durch hundert Jahre europäische Geschichte. Weitere Bücher befassen sich mit dem Zustand der Demokratie in den USA ("Amerika!") und der Panik in den Niederlanden nach dem Mord an Theo van Gogh ("Mord an Theo van Gogh"). Ein Gespräch über Europa, die Zweifel am europäischen Projekt - nicht nur in seiner Heimat - und die neuen Wutbürger.

Herr Mak, Sie haben vor der Jahrhundertwende für ein imposantes Buchprojekt eine Reise unternommen, durch Europa und die europäische Geschichte. Was haben Sie dabei über Europa gelernt?

Das war 1999, das ist lange her. Damals herrschte eine Zeit der Hoffnung - vor allem in Osteuropa, wo die Stimmung dominierte: Wir kehren zurück nach Europa und nun wird alles gut. Auch in Westeuropa ließ sich dieses Gefühl spüren, doch hat es die tiefen Einschnitte der sozialistischen Jahrzehnte im Osten verkannt. Der Westen trat mit einem gewissen Triumphalismus auf: Alles ist möglich und planbar, wir wissen, wo es langgeht. Nicht allein ökonomisch. Wer sich aber damals umgesehen hat, in Bulgarien oder Rumänien, den beschlich rasch ein Gefühl: Für diese Länder wird es sehr schwer, binnen weniger Jahre rein verwaltungstechnisch auf ein…

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06.04.2016